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Als John wegen seiner schlechten Blutwerte zu uns überwiesen wurde, zeigte er mit Zittern, Erbrechen, Verweigern von Futter und vermehrtem Trinken bereits typische Symptome eines Calciumüberschusses. Vor allem die Konzentration an freiem, nicht gebundenem Calcium, auch als ionisiertes Calcium bekannt, machte unseren Ärzte Sorge. „Wenn dieser Spiegel ansteigt, muss man ihn möglichst schnell absenken, weil sonst die Organe, vor allem Nieren Schaden nehmen“, erklärt Oberärztin Lara Ißl die therapeutischen Sofortmaßnahmen: Medikation und zu Hause Umstellung auf Nierendiät. Denn leider ließen die ebenfalls erschreckend hohen Nierenwerte des Australian Shepherds bereits auf eine Niereninsuffizienz schließen.

Ursache für Johns Calciumüberschuss war ein Karzinom in den Nebenschilddrüsenkörperchen. Doch heute haben die Ärzte Johns Calciumstoffwechsel im Griff.
Ursache für Johns gefährlichen Calciumüberschuss war ein Karzinom in den Nebenschilddrüsenkörperchen. Doch heute haben die Ärzte Johns Calciumstoffwechsel im Griff.

Da Johns Calciumwerte trotz der Medikamente weiter stiegen, mussten wir ihn nach ein paar Tagen doch stationär für eine angepasste Infusionstherapie aufnehmen. Jetzt konnten unsere Spezialisten im CT und Ultraschall auch die (bereits vermutete) Ursache für die Hypercalcämie ausmachen: hochgradig vergrößerte Nebenschilddrüsenkörperchen auf der rechten Seite. In den kleinen linsenförmigen Organen werden die Hormone für den Calcium- und Phosphatstoffwechsel gebildet werden. „Da nur eine Seite von der tumorösen Wucherung betroffen war, haben wir empfohlen, die Drüsen und einen ebenfalls veränderten Lymphknoten zu entfernen“, sagt Lara Ißl. Zum Glück stimmten die Halter einer OP zu, denn in der Pathologie stellte sich die Gewebeneubildung als bösartiges Adenokarzinom heraus, der Lymphknoten allerdings war gutartig. Es hatten sich also noch keine Metastasen gebildet.

Trotzdem war die Zeit des Bangens für die Halter noch nicht vorbei. Denn nicht wenige Tiere sterben nach so einer OP noch an Nierenversagen, weil ihre bereits geschädigten Nieren durch die Anästhesie zusätzlich belastet werden. John blieb daher zur Beobachtung und Therapie noch ein paar Tage bei uns auf Station. Damit war aber für Tier und Halterin noch nicht alles überstanden. Denn bis Johns verkümmerte Nebenschilddrüsenkörperchen auf der linken Seite wieder aufgebaut waren und allmählich die Hormonproduktion übernehmen konnten, vergingen mehrere Wochen. „In dieser Zeit besteht immer die Gefahr der Unterversorgung mit Calcium“, sagt Internistin Lara Ißl. „Zum Überbrücken mussten wir daher medikamentös den Calciumspiegel auf Normallevel halten.“ Für das elf Jahre alte Tier bedeutete das: ständige Kontrolltermine in der Tierklinik, um das ionisierte Calcium checken zu lassen. Denn dieses lässt sich nur durch eine sehr spezielle und aufwändige Labordiagnostik bestimmen.
Heute, Monate später, geht es John wieder gut. Er leidet zwar weiterhin unter Nierenschwäche, doch mit Nierendiät, Medikamenten und Infusionen unter die Haut hat seine Halterin die Erkrankung im Griff.

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