Bei verschiedenen Untersuchungen und bei Operationen ist es notwendig, das Tier zuvor in einen schlafähnlichen Zustand zu versetzen. Liegen Hunde, Katzen und Heimtiere in Narkose (Allgemeinanästhesie), können sie die Tierärzte schmerzfrei untersuchen und behandeln.
Vor der Narkose
Um den gesundheitlichen Zustand unserer Patienten einschätzen zu können, untersuchen wir sie grundsätzlich vor dem operativen Eingriff. So können wir bei der Narkose optimal auf den Gesundheitszustand jedes Tieres Rücksicht nehmen:
Laboruntersuchung:
Grundsätzlich führen wir vor operativen Eingriffen verschiedene Laboruntersuchungen im klinikeigenen Labor durch. Besonders bei Risikopatienten können so in großem Umfang Blut und Urin untersucht werden, um den Gesundheitszustand noch besser einschätzen zu können.
Röntgen:
Bei größeren Operationen oder dem Verdacht einer möglichen Erkrankung fertigen wir auch Röntgenaufnahmen von Herz und Lunge an.
Herzuntersuchung:
Bei Risikopatienten untersuchen unsere Kardiologen das Herz-Kreislaufsystem mit Hilfe eines Elektrokardiogramms (EKG) und eines Herz-Ultraschalls.
In der Regel
ist es möglich, dass der Tierbesitzer beim Legen des Venenkatheters bei seinem Liebling im Untersuchungsraum bleibt. Danach wird der Patient von einem unserer Anästhesisten abgeholt und in die OP-Vorbereitung gebracht.
Sedation:
Vor einer Narkose erhalten unsere Patienten eine Beruhigungsspritze. Dadurch werden die Tiere in der fremden Umgebung entspannter und es werden weniger Medikamente benötigt, um die Narkose einzuleiten und aufrecht zu erhalten. Dies geschieht unter kontrollierten Bedingungen in unserer OP-Vorbereitung. Hier sind wir in der Lage, auf etwaige Komplikationen umgehen zu reagieren. Auch werden unsere Patienten hier bereits vor der Narkose mit Sauerstoff versorgt. Um die Sicherheit der Tiere zu gewährleisten und einen reibungslosen Ablauf des OP-Tages sicherzustellen, ist es deswegen für Tierbesitzer leider nicht möglich, beim Einschlafen dabeizusein.
Kurznarkose für Untersuchungen
Bei manchen Untersuchungen wie der Untersuchung auf eine Hüftgelenksdysplasie (HD) ist es nötig, die Tiere in eine Kurznarkose zu versetzen. Auch bei sehr unruhigen oder ängstlichen Patienten geben wir vor der Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung eine Beruhigungsspritze. Dadurch wird dem Tier Stress erspart, und die Qualität der Untersuchung wird durch Abwehrbewegungen nicht beeinträchtigt.
Hierfür stehen uns verschiedene Medikamente zur Verfügung, deren Wirkung wir nach der Untersuchung mit Hilfe einer „Aufwachspritze“ aufheben können oder die nur eine sehr kurze Wirkdauer haben. Dadurch wird Ihr Liebling nach der Untersuchung schnell wieder fit.
Narkose bei Operationen
Venenkatheter:
Für alle operativen Eingriffe legen wir einen Venenkatheter. Über diesen dünnen Kunststoffschlauch können wir dem Patienten Infusionen, Medikamente sowie Betäubungs- und Schmerzmittel direkt in die Blutbahn verabreichen.
Einleitung der Narkose:
Die Narkose leiten die Tierärzte mit einem sehr kurz wirksamen Anästhetikum ein. Dadurch wird das Tier in einen tiefen Schlaf versetzt, der eine Operation erst möglich macht.
Inhalationsnarkose und künstliche Beatmung:
Wir führen einen Beatmungsschlauch in die Luftröhre ein, um die Atemwege zu sichern. Danach wird der Patient an ein Narkosegerät angeschlossen. In diesem wird die Einatemluft mit Sauerstoff und Anästhesiegasen (Isofluran oder Sevofluran) angereichert. Über das Mischverhältnis können die Tierärzte exakt steuern, wie tief die Narkose sein soll. Außerdem kann der Patient künstlich beatmet werden, wenn dies durch die Art des Eingriffs oder bei einer sehr tiefen Narkose notwendig ist.
Schmerzmittel:
Alle Patienten erhalten zur Operation ein Schmerzmittel. Zudem verabreichen die Anästhesisten bei besonders schmerzhaften Eingriffen zusätzlich ein starkes Schmerzmittel über eine Spritzenpumpe, damit die Patienten nach dem Aufwachen keine Schmerzen spüren. In besonderen Situationen führen wir eine örtliche Betäubung der Nerven durch.
Narkoseüberwachung:
Um eine möglichst sichere Narkose zu gewährleisten und die Anästhesie steuern zu können, messen die Tierärzte fortwährend die so genannten Vitalparameter. Dazu gehören:
- elektrische Aktivitäten der Herzmuskelfasern (Elektrokardiogramm, EKG)
- Kohlendioxidgehalt in der Ausatemluft (Kapnometrie und Kapnographie)
- Sauerstoffsättigung im Blut (Pulsoximetrie)
- Blutdruck
- Atemvolumen und Beatmungsdruck
- Körpertemperatur
Nach der Narkose
Aufwachen:
Wenn die Tierärzte kein Narkosegas mehr zur Atemluft hinzugeben, wachen die Tiere rasch auf. Sind die Schluck- und Hustenreflexe wieder da, wird der Beatmungsschlauch aus der Luftröhre entfernt.
Überwachen:
Unsere Patienten werden bis zum völligen Aufwachen aus der Narkose in unserer Aufwachstation betreut, wo die Überwachung der Vitalparameter fortgesetzt wird. Sie erhalten währenddessen weiterhin Infusionen und nötigenfalls weitere Schmerzmittel. Damit sie nicht frieren, wird durch Warmluftgebläse und Wärmematten die Körpertemperatur aufrechterhalten.
Abholung:
Sobald die Patienten wach genug sind, um sich selbstständig auf den Beinen zu halten und eine Entlassung am Operationstag geplant ist, dürfen die Patienten abgeholt werden. Bei diesem Termin übergibt Ihnen ein Tierarzt zunächst die benötigten Medikamente, erläutert mit Ihnen die weitere Thearpie daheim und vereinbart gegebenenfalls einen Kontrolltermin mit Ihnen. Wenn alle Fragen geklärt sind, dürfen Sie Ihren Liebling mit nach Hause nehmen, und er darf sich von einem ereignisreichen Tag erholen.
Versorgen:
Nach schweren Eingriffen oder bei älteren Risikopatienten schließt sich ein stationärer Aufenthalt an. Die Stationstierärzte untersuchen die Patienten täglich, führen erforderlichenfalls Laboranalysen oder Röntgenkontrolluntersuchungen durch, verabreichen Medikamente und Infusionen oder kontrollieren Wunden und Verbände.
Wichtige Regeln nach der OP
Weiterführende Infos
Was Tierhalter tun können, um das Narkoserisiko zu minimieren, lesen Sie hier.
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(Teaserfoto: Lilit Melkumyan/Tierklinik Ismaning)