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Diabetes mellitus ist eine Störung des Zuckerstoffwechsels, die auf eine Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse zurückgeht: Das Organ produziert zu wenig oder gar kein Insulin, was zu einem chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Das kann ernste Folgen haben. Unbehandelt kann Diabetes die Blutgefäße in Herz, Nieren und Augen schwer schädigen. Oft sind auch die Extremitäten von Durchblutungsstörungen betroffen.

Statistisch gesehen haben etwa zwei Prozent der Katzen Diabetes. Foto: ChenPG / stock.adobe.com

Relativ viele Vierbeiner leiden unter der hormonell bedingten Stoffwechselstörung: Statistisch gesehen, haben etwa ein Prozent der Hunde und zwei Prozent der Katzen Diabetes. In unserer Klinik vergeht kein Monat, ohne dass wir bei einem unserer Patienten Diabetes diagnostizieren. Entdecken wir das Leiden rechtzeitig, können wir es in den meisten Fällen gut behandeln.

Wie die Humanmedizin unterscheidet auch die Veterinärmedizin zwei Formen des Diabetes. Bei Typ I können die Tiere bereits in jungem Alter kein Insulin mehr produzieren. Ursache ist eine autoimmune Entzündung, bei der körpereigene Abwehrzellen die Insulin produzierenden Regionen der Bauchspeicheldrüse (sog. Inselzellen) zerstören. Hunde haben meist Typ I, wobei weibliche Tiere viermal häufiger betroffen sind als Rüden.

Bei zuckerkranken Katzen ist Diabetes Typ II weitaus häufiger verbreitet (etwa 70 Prozent). Bei ihnen schüttet die Bauchspeicheldrüse zwar Insulin aus, doch das Hormon kann seine Wirkung im Körper nicht richtig entfalten. Bei Katzen erkranken überwiegend männliche Tiere.

Ursachen

Bei gesunden Hunden und Katzen „misst“ der Körper ständig die Zuckerwerte im Blut und reguliert diese durch Hormone aus dem Darm und v.a. der Bauchspeicheldrüse. Steigt nach der Futteraufnahme die Zuckerkonzentration im Blut, schüttet das Organ Insulin aus. Das Hormon sorgt dafür, dass die Körperzellen den Zucker (Glukose) aus dem Blut aufnehmen und in Energie umwandeln oder weiterverarbeiten. Der Blutzuckerspiegel sinkt wieder.

Bei Diabetes mellitus produziert die Bauchspeicheldrüse allerdings nicht genügend Insulin, um alle Zellen mit Glukose zu versorgen. Die Glukose zirkuliert weiterhin im Kreislauf. Der Zuckergehalt im Blut bleibt hoch.

Manchmal kann auch eine andere Grunderkrankung wie eine Pankreatitis oder Bauchspeicheldrüsenkrebs den Diabetes mellitus auslösen.

Bei Katzen führt fast immer Übergewicht dazu, dass der Zuckerstoffwechsel entgleist. Dabei greifen die gleichen Mechanismen wie beim Menschen: Das Fettgewebe produziert Botenstoffe, die die Rezeptoren der Zellen für Insulin blockieren (wir sprechen von Insulinresistenz). Es kommt zum Diabetes Typ II.

Symptome

Alle Hunde und Katzen reagieren auf das Fehlen von Insulin mit typischen Symptomen: Sie fressen, trinken und pinkeln viel mehr als vor der Erkrankung und nehmen ab (Hund).

Die Abläufe im Körper von Diabetikern sind dabei immer gleich. Weil zuckerkranke Tiere die Glukose im Blut nicht verwerten können, entwickeln sie regelrechten Heißhunger. Trotzdem magern sie ab, was besonders bei den anfänglich nicht übergewichtigen Hunden auffällt. Denn als Ausgleich für die mangelnde Energiezufuhr fängt der Körper an, Fett- und Muskelgewebe abzubauen. Wenn die Zellen Fett statt Zucker verbrennen müssen, geht dies nur bis zu einem gewissen Maße. Ist dies überschritten, produziert der Körper andere Substanzen, um den Energiebedarf insbesondere in lebenswichtigen Regionen wie etwa dem Gehirn zu decken. Hierbei handelt es sich unter anderem um so genannte Ketonkörper. Im schlimmsten Fall kommt es dann bei unerkanntem und unbehandeltem Diabetes zu einer Ketoazidose, einer lebensbedrohlichen Übersäuerung des Blutes. Warnzeichen ist ein nach Nagellackentferner (Aceton) riechender Atem, sowie hochgradige Lethargie und Fressunlust.

Typisch für kranke Tieren ist auch der zuckerhaltige Harn. Denn ab einer gewissen Schwelle beginnen die Nieren, überschüssigen gefilterten Zucker nicht mehr in das Blut zurück zu resorbieren, sondern mit dem Harn auszuscheiden. Die Glukose im Harn zieht viel Wasser mit sich, so dass das Tier große Mengen urinieren muss, was der Körper wiederum durch übermäßiges Trinken zu kompensieren versucht, um nicht auszutrocknen. Unter Umständen lassen die Tiere sogar im Haus Wasser, selbst wenn sie zuvor jahrelang stubenrein waren.

Sobald Tierhalter diese Auffälligkeiten an ihrem Tier beobachten, gehört es in die Hände eines Veterinärs. Dieser kann mit einfachen Labortests die Zuckerwerte in Blut und Harn bestimmen. Der Urin gesunder Tiere darf beispielsweise keine Glukose enthalten.

Eine der möglichen Folgen von unbehandeltem Diabetes ist der Graue Star, bei dem sich die Linse des Auges durch Zucker- und Wassereinlagerungen eintrübt. Fast alle Hunde-Diabetiker leiden an dieser Komplikation und können hierdurch auch erblinden, im Extremfall über Nacht.

Zuckerkranke Katzen entwickeln in der Regel keinen Grauen Star. Sie zeigen dagegen häufiger eine Nervenschädigung an den Hinterbeinen. Tierärzte sprechen von der „plantigraden Fußung“, wenn die Katze nicht mehr auf den Zehenspitzen läuft, sondern den ganzen Fuß aufsetzt. Diese Störung rührt daher, dass Nerven, die die Muskeln steuern, durch den anhaltend hohen Blutzuckerspiegel geschädigt werden. Die Tierhalter müssen aber nicht unbedingt fürchten, dass der Bewegungsablauf gestört bleibt. Die Schädigung geht häufig wieder zurück, sobald die Katze mit Insulin versorgt und gut eingestellt wird.

Mit modernen Messgeräten können auch Halter den Blutzucker der Tiere bestimmen. Foto: Lilli / stock.adobe.com

Therapie

Beide Diabetes-Formen könnten medikamentös gut behandelt werden. Bei Hunden ist in den meisten Fällen eine lebenslange Insulintherapie nötig, wobei das Hormon immer gespritzt werden muss. Eine Heilung ist nur in ganz seltenen Fällen möglich (insb. der Läufigkeits-Diabetes in seiner Anfangsphase). Doch gut auf Insulin eingestellt, können die Patienten ein normales Leben führen.

Anders bei Katzen: Hier können bis zu 50 Prozent der zuckerkranken Patienten den Diabetes im ersten Jahr nach der Diagnose soweit einschränken, dass sie zumindest zeitweise nicht mit Insulin behandelt werden müssen. Vorausgesetzt, es handelt sich um Typ II und die Krankheit wird rechtzeitig erkannt und gut therapiert. Auch hier sind anfänglich zumindest zeitweise Insulininjektionen erforderlich. Oft müssen die Tiere auch erst einmal abnehmen und strenge Diät halten.

In den allermeisten Fällen müssen die Halter daher lernen, ihrem Tier regelmäßig Insulin zu spritzen. Außerdem müssen sie stets die Blutzuckerwerte kontrollieren.

Um das Tier optimal einzustellen (Insulindosis und Zeitintervalle zwischen den Injektionen müssen für jeden Patienten individuell bestimmt werden), sollten Tierbesitzer mindestens vier bis sechs Wochen einplanen. In Zusammenarbeit mit unseren Tierärzten tasten sie sich dabei langsam an die richtige Insulindosis heran.

Auch nach erfolgreicher Einstellung ist es wichtig, regelmäßig so genannte Blutzucker-Tagesprofile zu erstellen. Dabei wird mehrmals täglich mit einer speziellen Einstechlanzette ein Blutstropfen im Ohrläppchen gewonnen und auf Glukosegehalt untersucht. Dank moderner Messgeräte ist die Messung heutzutage auch für Nicht-Ärzte kein Problem mehr. Zudem tolerieren erstaunlich viele Patienten diese Art der Blutgewinnung anstandslos. Wir empfehlen dafür die gewohnte Umgebung, weil dann die Tiere nicht so gestresst sind und die Werte demzufolge realistischer. Außerdem kann der Tierbesitzer im Notfall binnen weniger Sekunden feststellen, ob der Patient unter einer extremen Über- oder Unterzuckerung leidet.

Dieses sogenannte „Home Monitoring“ wird erst nach einer gewissen Zeit vom Klinikpersonal vermittelt, um eine anfängliche Überforderung der Besitzer zu vermeiden.

Wichtig für die Insulininjektionen: Sie sollten immer an den gleichen Stellen des Körpers gesetzt werden, denn die Fähigkeit des Gewebes, Insulin aufzunehmen, ist unterschiedlich, je nachdem, wo gespritzt wird.

Beratung in der Tierklinik

Damit das tägliche Spitzen von Insulin schnell Routine wird, nehmen wir uns viel Zeit für die Beratung der Tierhalter.

Unsere Ärzte erklären den Umgang mit Insulin, wie man es lagert, handhabt und aufzieht. Auch das Ansetzen der Spritze und das eigentliche Injizieren werden geübt wie auch das Messen des Blutzuckers. Die Tierklinik besorgt auch auf Wunsch entsprechende Messgeräte (nicht jedes Gerät aus der Apotheke ist für Tiere geeignet) und Teststreifen.

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