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Sobald das Thermometer ein paar Tage über sieben Grad klettert, beginnt die Zeckenzeit. Egal, ob es Sommer oder Winter ist: Bereits bei niedrigen Plusgraden werden die Blutsauger aktiv, krabbeln aus ihren Verstecken und suchen sich Wirte. Ohne Frost überleben auch die Eier der Parasiten. Milde Winter machen daher Zecken nicht nur zur ganzjährigen Gefahr, sondern lassen sie im darauffolgenden Frühling und Sommer regelrecht zur Plage werden. Das Infektionsrisiko für Mensch und Tier steigt. Schließlich tragen viele Zecken Krankheitserreger in sich. Zu den potenziell bedrohlichsten Erkrankungen beim Hund zählt in unseren Breiten eine bestimmte Variante der Anaplasmose.

Spot-on-Präparate gegen Zeckenbefall werden in den Nacken geträufelt. Foto: tatomm – stock.adobe.com

Für Hunde ist in unseren Regionen insbesondere der gemeine Holzbock ein Problem. Der Parasit ist u.a. der Hauptüberträger von Anaplasma phagocytophilum, einem Bakterium, das bestimmte weiße Blutzellen befällt, sich darin vermehrt und sie zerstört. Es kommt zu ernsten Folgeschäden.

Bricht die Krankheit aus, zeigen die Tiere typischerweise ein verändertes Blutbild mit Blutplättchenarmut und Anämie. Die eher unspezifischen Symptomen reichen von plötzlichem Fieber, Lethargie, Milz- und Lebervergrößerung, Unwohlsein, Fressunlust bis hin zu Gelenksentzündungen und -schwellungen. Wird das Tier rechtzeitig behandelt, ist eine Anaplasmose meist heilbar. Die Therapie der Wahl besteht aus einer mehrwöchigen Antibiotika-Gabe.

Diagnose der Anaplasmose nur im Blutausstrich

Eindeutig diagnostizieren lässt sich die Krankheit daher nur im Blutausstrich. Denn in der akuten Phase sind die Erreger direkt unter dem Mikroskop sichtbar. Wobei zwischen Ansteckung und Ausbruch der Anaplasmose wenige Tage bis mehrere Wochen liegen können. Daher eignet sich auch die oft angewandte PCR-Diagnosemethode (Polymerase-Kettenreaktion) nur bedingt. Mit dieser Untersuchung lässt sich im Labor die DNA von Anaplasmen im Blut nachweisen – allerdings nur im sehr frühen Stadium der Infektion. Das heißt: Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine Erkrankung nicht aus.

Auch der indirekte Erregernachweis durch Antikörper lässt keine zweifelsfreien Rückschlüsse auf eine Erkrankung zu. Denn die Immunglobuline zeigen sich erst einen Monat nach der Infektion im Serum. Wenn also die Symptome schon früher auftreten und die Tiere bei uns in der Klinik vorgestellt werden, ist der Antikörpernachweis noch negativ. Außerdem erkranken längst nicht alle infizierten Vierbeiner. In Deutschland haben beispielsweise bis zu ein Drittel der Hunde Antikörper gegen Anaplasmen im Blut, doch viele bleiben klinisch unauffällig. Die meisten Anaplasmosen bleiben daher unerkannt. Allerdings scheinen als Folge der milden Winter die Fälle mit manifester Anaplasmose zuzunehmen.

Prophylaxe durch Zeckenschutz

Übertragen werden die Anaplasmen durch den Speichel der Zecken, wenn sie sich an ihrem Wirt „festgebissen“ haben. Allerdings müssen infizierte Parasiten mindestens 36 bis 48 Stunden an der Einstichstelle Blut saugen, bevor die Bakterien in die Wunde übergehen und sich von dort über den Blutkreislauf im ganzen Körper verbreiten. Wenn man also nach jedem Gassigang den Vierbeiner nach Zecken absucht und diese sofort entfernt, lässt sich das Ansteckungsrisiko senken.

Eine Impfung gegen die Krankheit gibt es nicht, daher ist die Prophylaxe durch abwehrende und abtötende Zeckenmittel besonders wichtig. „Wir empfehlen Spot-on-Präparate“, sagt Dr. Felix Neuerer und rät, diese regelmäßig alle vier Wochen in den Nacken der Hunde zu träufeln. Das Gute: Die Mittel helfen gleichzeitig auch gegen Mücken, Flöhe und Flohlarven. Zeckenhalsbänder wirken ähnlich: Sie setzen Wirkstoffe frei, deren Geruch die Parasiten abschreckt, und sollte doch einer stechen, wird er abgetötet. Die Halsbänder schützen sieben bis acht Monate. Und falls der Vierbeiner doch einmal damit hängen bleiben sollte, haben sie eine Sollbruchstelle. Viel hält Dr. Felix Neuerer auch von speziellen Kautabletten zur Zeckenabwehr. Sie werden dem Tier oral verabreicht und wirken von innen heraus. Sticht jetzt eine Zecke den Hund, nimmt sie Wirkstoff beim Saugen auf und stirbt ab. Die Schutzwirkung hält etwa vier Wochen an.

Der Zeckenschutz sollte ganzjährig erfolgen.

 

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