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Hormone sind Botenstoffe, die oft lebenswichtige Vorgänge im Körper steuern. Sie heißen Insulin, Cortisol, Adrenalin, Testosteron oder Thyroxin und regulieren unter anderem den Energie- und Elektrolythaushalt, Fortpflanzung und Immunabwehr. Die meisten Hormone werden von Drüsenorganen gebildet und fein dosiert direkt in die Blutbahn abgegeben. Die wichtigsten Drüsen sind: Hypothalamus und Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), Schilddrüse, Hoden und Eierstöcke, Bauchspeicheldrüse (Pankreas) sowie die Nebennierenrinde.

Jedes Hormon hat bestimmte Kernaufgaben, beeinflusst die Stoffwechselprozesse aber oft gemeinsam mit anderen. Dieses Zusammenspiel ist exakt abgestimmt. Wird die hormonelle Balance gestört, können die Folgen schwerwiegend sein.

Gut auf Insulin eingestellt, können Hunde-Diabetiker ein normales Leben führen. Foto: cynoclub –stock.adobe.com

Hormonelle Erkrankungen beruhen darauf, dass von einem Hormon zu viel, zu wenig oder gar nichts mehr produziert wird. Bei Hund und Katze gehören Diabetes (zu wenig, kein oder unwirksames Insulin), Morbus Cushing (zu viel Cortisol), Morbus Addison (zu wenig Cortisol) sowie Schilddrüsenüberfunktion (zu viel Thyroxin) zu den häufigsten Hormonstörungen. Leidet das Tier unter dem Mangel oder Ausfall eines Hormons, ist es oft auf eine lebenslange Hormonersatztherapie angewiesen. Bei einer Drüsenüberfunktion kann eine Antihormontherapie helfen.

Doch auch wenn Patienten gut eingestellt sind, sollten Halter die Medikamentengabe nicht auf die leichte Schulter nehmen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den Tierarzt sind für den Therapieerfolg ein Muss. Zu schnell kann sich der Bedarf durch äußere Umstände, neue Lebenssituationen oder andere Krankheiten ändern und die Tiere sind den Gefahren einer Über- oder Unterdosierung bzw. unerwünschten Nebenwirkungen ausgesetzt.

Abgesehen davon sind unseren Ärzten die Hände durch das Arzneimittelgesetz gebunden. Haltern von Patienten, die auf Dauermedikation angewiesen sind, dürfen sie ohne regelmäßige Nachuntersuchung keine Folgerezepte ausstellen.

Kontrolle bei Diabetes

Diabetes mellitus ist eine Störung des Zuckerstoffwechsels. Dabei produziert die Bauchspeicheldrüse des Tieres zu wenig, gar kein oder unwirksames Insulin, was zu einem chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Unbehandelt kann Diabetes z.B. zu grauem Star und Blindheit, zu Lähmungserscheinungen durch Nervenschädigung und zur gefürchteten Diabetischen Ketazidose (schwerwiegende Stoffwechselentgleisung mit lebensbedrohlicher Übersäuerung des Blutes und daraus resultierendem Kreislaufschock) führen. Hunde-Diabetiker sind in der Regel auf eine lebenslange Insulintherapie angewiesen und können, wenn sie gut eingestellt sind, ein normales Leben führen.

Auch bei zuckerkranken Katzen können sich ohne ärztliche Kontrolle Fehler in der Insulintherapie einschleichen.

Während Menschen sich Insulin in Abhängigkeit vom aktuellen Blutzuckerspiegel spritzen, ist das bei Tieren anders: Tiere bekommen nach erfolgreicher Einstellung möglichst lange die gleiche Dosis. Diese ist bei Hunden auf die Vermeidung von Unterzucker ausgelegt, dem größten Problem der caninen Diabetes-Therapie. Halter müssen daher stets die Blutzuckerwerte ihres Lieblings im Auge behalten. Wenn sie eine Unterzuckerung feststellen, müssen sie schnell reagieren, bevor der Zustand lebensbedrohlich für das Tier wird.

Gefürchtet ist der Somogyi-Effekt, eine durch eine (einmalige) Überdosis hervorgerufene Insulinresistenz. Bei diesem Phänomen fallen die Tiere nach einer zu hohen Insulingabe in Unterzucker, woraufhin der Körper Adrenalin ausschüttet, Zuckerreserven aus der Leber mobilisiert und der Blutzuckerspiegel unkontrolliert in die Höhe schnellt. Oft bleiben die Tiere über Tage insulinresistent. Wenn die Insulinüberdosierung andauert, kann ein Teufelskreis beginnen, da durch die Resistenz die Zuckerwerte immer höher ansteigen und damit fälschlicherweise eine Unterdosierung vortäuschen.

Solche krankhaften Unterzucker-Situationen identifiziert man nur durch so genannte Blutzucker-Tagesprofile. Dabei wird dem Tier alle ein bis zwei Stunden ein Tropfen Blut im Ohrläppchen abgenommen. In der Regel empfehlen wir dafür nach einer gewissen Eingewöhnungszeit für den Besitzer und einer eingehenden Erklärung und Beratung das sog. Home-Monitoring, weil die Tiere in der gewohnten Umgebung nicht so gestresst und die Zuckerwerte demzufolge realistischer sind. Es ist sinnvoll, mindestens einmal im Monat ein Blutzucker-Tagesprofil zu erstellen. Bei auffälligen Blutzuckerkurven, die eine Dosiserhöhung oder -reduktion des Insulins zur Folge hätten, sollte ein Tierarzt konsultiert werden, mit dessen Hilfe man Korrektur bespricht. Die Tierklinik Ismaning rät dringend davon ab, die Insulindosis für das Tier selbstständig zu verändern.

Auch bei Katzen können sich ohne ärztliche Kontrolle Fehler in der Insulintherapie einschleichen, die zu einer Entgleisung des Stoffwechsels führen. Gefürchtet ist hier insbesondere die Diabetische Ketoazidose. Sie entsteht, wenn der Körper die Glucose im Blut nicht mehr verwerten kann und beginnt, zur Energiebereitstellung Fett und Muskelgewebe abzubauen.

Mehr über Katzen- und Hundediabetes können Sie hier nachlesen.

Blutzuckermessung in der Klinik

Inzwischen gibt es auch für Hund und Katze Glucose-Messgeräte ohne Blutentnahme. Die Tierklinik Ismaning verwendet sie auf Station, um im Rahmen der Insulintherapie bei Patienten mit Diabetischer Ketoazidose oder Patienten, die an chronischem Unterzucker leiden, die Blutzuckerwerte immer im Blick zu haben. Dabei wird ein zwei Euro großer Sensor am Hals des Tieres mit Klebefolie und Kleber fixiert und verbleibt dort während der gesamten stationären Therapie. Beim Anbringen schiebt sich eine feine, biegsame, sterile Spitze dicht unter die Haut. Zum Ablesen des aktuellen Zuckerwertes scannt der Arzt den Sensor mit einem Lesegerät und bekommt auch den Glukoseverlauf der letzten Stunden angezeigt.

Kontrolle bei Morbus Addison

Auslöser für den Morbus Addison ist in der Regel eine autoimmune Entzündung, die zu einer Zerstörung der Nebennierenrinde führt. Diese Drüsen produzieren die Hormone Cortisol und Aldosteron, die den Energie- und Fettstoffwechsel sowie den Natrium-, Kalium- und Wasserhaushalt und damit den Blutdruck regulieren. Schwäche, Gewichtsverlust und Austrocknung sind daher typische Symptome, bei denen ein Tierarzt immer auch an einen Addison denken sollte. Doch leider wird die Hormonerkrankung häufig erst durch die akut auftretende Addison-Krise entdeckt, bei der ein Abfall des Aldosteron- (und z. T. auch Cortisol-)Spiegels zu schweren Kreislaufstörungen führt. Wenn die Tiere gerettet werden können, brauchen sie eine medikamentöse Dauerbehandlung mittels etwa monatlicher Injektion eines Aldosteron-Ersatzstoffes, in etwa 50 Prozent der Fälle zudem einer oralen Cortisol-Gabe, um den Mangel an Nebennierenhormonen zu kompensieren.
Ist der Patient dann gut eingestellt (das dauert in der Regel einige Monate mit zweimal monatlicher Laborkontrolle), wird neben der Monatsinjektion eine routinemäßige Überwachung der Laborwerte im Abstand von drei Monaten empfohlen.

Kontrolle bei Morbus Cushing

Für den Morbus Cushing ist eine Überfunktion der Nebennieren und damit eine Überproduktion von Cortisol verantwortlich. Die Hormonstörung betrifft häufig Hundesenioren kleiner Rassen. Sie macht sich im Allgemeinen durch übermäßigen Durst, Muskelschwund, Haarausfall und gesteigerten Appetit bemerkbar. Ursache ist meist ein gutartiger Tumor in der Hirnanhangsdrüse, der Schaltzentrale des Cortisolstoffwechsels. Die medikamentöse Behandlung der Fehlsteuerung ist wegen der möglichen Nebenwirkungen nicht ohne Risiko. Sie zielt darauf ab, die Synthese von Cortisol in den Nebennieren teilweise zu hemmen. Dieses Medikament muss ein- bis zweimal täglich und lebenslang gegeben werden. Dabei muss der Patient so fein eingestellt werden, dass er selbst noch genügend Cortisol für seine lebenswichtigen Körperfunktionen produziert. Eine routinemäßige Kontrolle des Patienten ist in jedem Fall notwendig. Nicht nur zu Therapiebeginn, sondern langfristig. Nur so ist sicherzustellen, dass das Medikament nicht überdosiert wird und das Tier in einen lebensbedrohlichen Mangelzustand an Cortisol rutscht – siehe Morbus Addison.

Kontrolle bei Schilddrüsen-Überfunktion

Eine Überfunktion der Schilddrüse ist die häufigste hormonelle Erkrankung bei älteren Katzen. Sie äußert sich in Hyperaktivität, Heißhunger und Gewichtsverlust. Meist stecken gutartige Knoten dahinter, die zur Erhöhung der Thyroxinproduktion führen. Eine medikamentöse Möglichkeit, die Tiere zu behandeln, sind so genannte Thyreostatika. Diese Tabletten (oder Saft) verhindern die Bildung der Schilddrüsenhormone. Sie müssen ein Katzenleben lang ein- bis zweimal täglich (je nach Präparat) verabreicht werden. Setzt man sie ab, treten alle Symptome wieder auf. In der Regel vertragen Katzen die Wirkstoffe gut, doch manche Tiere reagieren mit bleibenden Schäden in der Blutgerinnung und Immunabwehr. Wegen dieser ernsten Nebenwirkungen empfehlen wir bei Schilddrüsen-Patienten, mit einer niedrigen Dosis zu beginnen und diese in Abhängigkeit der Laborwerte, wenn nötig langsam zu steigern.

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