Der größte Feind freilaufender Katzen ist das Auto. Kollisionen gehen selten gut aus. Unsere Patientin Phoebe etwa wurde herzzerreißend maunzend am Straßenrand gefunden. Wie sich herausstellte, hatte das Kätzchen neben einem Schwanzabriss links einen mehrfachen Hüftgelenksbruch erlitten, während sich rechts die Beckenschaufel vom Kreuzdarmbeingelenk gelöst hatte.
Phoebes Unfall war für ihre Familie der zweite Schock innerhalb kurzer Zeit. Erst acht Wochen zuvor war Phoebes Partnertier, ein 15 Jahre alter Kater, totgefahren worden. Für die junge Phoebe indes sollte der Aufprall noch einmal gut ausgehen. Denn mit ihren schweren Verletzungen landete sie auf dem OP-Tisch unseres Klinikchefs, dem erfahrenen Unfallchirurgen Dr. Klaus Zahn.
Seine Routine war Phoebes Glück: Denn Beckenfrakturen gehören zu den anspruchsvollsten Aufgaben von Traumatologen. Schon der Zugang zur Bruchstelle ist eine Herausforderung, weil die Hüfte von dicker kräftiger Muskulatur abgeschirmt wird. Auch in der Frakturzone arbeiten starke Muskelstränge gegen den Operateur, denn sie ziehen die Bruchenden auseinander. Hinzu kommt, dass ein Chirurg für Knochenzangen, die die Bruchstücke in Position halten müssen, bis die Platten fixiert sind, kaum Ankerpunkte findet. Zu allem Überfluss verläuft auch noch der Ischiasnerv am Hüftgelenk vorbei. Wird er verletzt, drohen Lähmungen.
Doch Dr. Klaus Zahn gelang es, das Hüftgelenk gelenkanatomisch zu rekonstruieren und mit einer winkelstabilen kleinen Platte zu fixieren. Auf der anderen Körperseite verankerte er die Beckenschaufel mit einer Schraube wieder am Kreuzdarmbeingelenk. Das Ergebnis zwei Wochen später: Die Fäden sind gezogen, die Knochen verheilen gut, Phoebe steht stabil. „Sie ist eine richtige kleine Vorzeige-Patientin“, erzählt ihre Halterin. Geduldig erträgt sie die Ruhigstellung und hat schon ihre erste Physiostunde hinter sich. Nur die Blasennerven, die durch den Schwanzabriss geschädigt wurden, machen der Katzenbesitzerin noch Sorgen.