Als Luckys Besitzer seinen verschollenen Kater wieder in die Arme schließen konnte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Mit einem komplizierten Oberarmbruch war der Freigänger als Fundtier im Tierheim gelandet und erstversorgt worden. Das Problem jetzt: Nur eine diffizile Knochen-OP konnte Luckys Vorderbein vor der Amputation retten, zu zertrümmert war der Oberarm.
Die gute Nachricht: Dr. Klaus Zahn, Spezialist für orthopädische Chirurgie und Knochenbrüche, nahm sich des Katers an. „Bei einer Oberarmfraktur muss man gleich mehrere Schwierigkeiten meistern“, sagt der Chef der Tierklinik Ismaning. Nicht nur, dass die Metallplatte von der Beininnenseite her verlegt werden musste. Das Implantat musste auch äußerst präzise verschraubt werden, weil es nah ans Ellbogengelenk rückte. Auch die Muskulatur machte dem Operateur das Leben schwer: Denn um die Frakturzone freizulegen, musste er die Brustmuskulatur durchtrennen. Außerdem kreuzte ein dicker Muskelstrang das Operationsfeld. Zusätzlich läuft bei der Katze der Mittelarmnerv durch ein kleines Loch im Humerus. Dieses Loch musste Dr. Zahn öffnen und den Nerv freilegen, damit er bei der Verplattung keinen Schaden nahm.
Allen Widrigkeiten zum Trotz gelang es Dr. Klaus Zahn, die verschobenen Knochenbruchstücke wieder zu fixieren und Luckys Oberarm mit einer Knochenplatte und Schrauben zu stabilisieren. Um die Heilung zu unterstützen, beließ er kleinere Knochenfragmente, die er nicht reponieren konnte, in der Frakturzone. „Diese Splitter fungieren wie Leitschienen fürs Knochenwachstum, deshalb sollte man sie tunlichst nicht entfernen“, erklärt Dr. Klaus Zahn das so genannte „Open but do not touch“-Verfahren. Außerdem könnte jede Manipulation an den Trümmerstückchen deren Blutversorgung zerstören und zum Absterben des Knochens führen, was die Knochenheilung verlangsamen oder gar verhindern würde.
Für Lucky war die OP ein Segen: Schon zwei Wochen nach der OP belastete er sein Vorderbeinchen wieder und lief auf vier Pfoten vorsichtig zu Fressnapf und Katzenklo.
