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Gefährliches Spiel

Ein Spiel, ein Stein – und plötzlich ein medizinischer Ernstfall: Für den jungen Golden Retriever Rio wurde seine Verspieltheit zur Gefahr. Doch dank der engen Zusammenarbeit zwischen den Internisten und Chirurgen unserer Klinik nahm seine Patientengeschichte ein glückliches Ende.

„Rio hat zuhause einen Stein vom Balkon geklaut“, erzählt Besitzerin Manuela Preß. Anfangs spielte der junge Hund noch mit den Pfoten damit – bis plötzlich der Stein spurlos verschwunden war.

Weil Rio zunächst keine Beschwerden zeigte, entschied sich die Familie dazu, erst einmal abzuwarten. Doch in der Nacht kam die Wende: Der Hund musste zweimal erbrechen. Am nächsten Morgen stellten die Besitzer ihn in unserer Tierklinik vor

Golden Retriever Rio. Foto priavt

„Der Hund war gestresst und schwer zu untersuchen, aufgrund des stark angespannten Bauches war das Abtasten kaum möglich. Rio hatte eine leicht erhöhte Temperatur, ansonsten war er klinisch unauffällig. Umso wichtiger war die bildgebende Diagnostik. Das Röntgenbild zeigte eine deutlich röntgendichte Struktur, also einen Fremdkörper im Magen-Darmbereich“, beschreibt die behandelnde Tierärztin Dr. Helene Stübing.

Sorgfalt in der Diagnostik: Bildgebung und Einschätzung

Da zunächst unklar war, ob sich der Fremdkörper – vermutlich der verschwundene Stein – noch im Magen oder schon bereits im Darm befand, wurde ein spezielles Kontrastmittelverfahren angewendet.

Dabei wurde dem Tier unter Narkose Luft rektal verabreicht, um die Darmschlingen für eine genauere Beurteilung der Lage des Fremdkörpers aufzublähen. Die anschließende Bildgebung im Röntgen ergab einen starken Hinweis darauf, dass sich der Fremdkörper noch im Magen befindet.

Röntgenbild 1 eines Golden Retrievers mit verschlucktem Stein im Magen. @Tierklinik Ismaning

Auf beiden Röntgenbildern gut zu sehen: Der verschluckte Stein.

Röntgenbild eines Golden Retrievers mit verschlucktem Stein im Magen. @Tierklinik Ismaning

Der erste Behandlungsansatz, der mit den Besitzern nach dieser Erkenntnis besprochen wurde, war die endoskopische Entfernung des Gegenstandes – minimalinvasiv und für den Patienten besonders schonend.

Zuvor wurde wegen der nun nötigen längeren Narkose noch eine Blutuntersuchung durchgeführt. Während der anschließenden Endoskopie zeigte sich schnell, dass der Stein mit der endoskopischen Zange nicht zu greifen war. Er war zu glatt, zu rund und saß schon zu tief im Magenausgang.

Chirurgische Präzision – ohne Schnitt in den Magen

Im Team und mit den Besitzern fiel die Entscheidung für den Plan B.: Der Stein muss operativ entfernt werden.

Statt der Standardmethode, einer klassischen Magenöffnung, entschied sich Chirurgin Judith Führer für eine ungewöhnliche, aber äußerst raffinierte Alternative: „Wir haben den Bauch geöffnet, den Magen aber nicht aufgeschnitten“, erläutert sie. „Ich konnte den Stein von außen im Magen ertasten und aufgrund seiner Größe gut in eine über die Speiseröhre in den Magen eingeführte Sonde (Anm.: eine Art medizinischen Schlauch) verlagern“.

So konnte der Stein entfernt werden, eben ohne den Magen aufschneiden zu müssen. Diese Vorgehensweise ersparte Rio eine belastendere OP und verkürzte die Erholungszeit erheblich. Bereits am Abend durfte der Hund wieder mit nach Hause.

Röntgenbild nach der OP: Der Stein konnte ohne Magenschnitt entfernt werden.

Schnelle Erholung dank abgestimmter Nachsorge

Die ersten Tage nach dem Eingriff musste Rio ruhig und in einem Schutzbody verbringen, auch ohne Treppensteigen. Regelmäßige Kontrollen, Schmerztherapie und Schonkost in kleinen Portionen begleiteten Rios Genesung. Nach zehn Tagen wurden die Fäden gezogen. „Die Zeit war für ihn nicht einfach, aber er hat es gut überstanden“, so Besitzerin Manuela Preß. „Heute tobt er wieder wie eh und je – nur auf Steine achten wir jetzt sehr genau.

Der Fall Rio ist ein Paradebeispiel dafür, wie in der Tierklinik Ismaning verschiedene Fachbereiche Hand in Hand zusammenarbeiten: Erstaufnahme, Endoskopie und Chirurgie in einem Team, das mit Ruhe, Übersicht und Kompetenz den besten Weg für den Patienten wählt.

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