Noch Wochen später steigen Charlys Halterin Tränen der Dankbarkeit in die Augen, wenn sie daran denkt, wie die Ärzte der Tierklinik Ismaning sich um die Heilung ihres Katers bemüht haben. Eines Abends hatte sie den Freigänger apathisch vor der Haustür gefunden. Die abgeschilferten Krallen deuteten auf einen Autounfall hin. Frakturen konnte der Haustierarzt keine feststellen, aber eine starke Schwellung am Schwanzansatz und Flüssigkeit im Bauchraum machten ihm Sorgen. In der Tierklinik erhärtete sich nach weiterführenden Untersuchungen der Verdacht auf ein lebensbedrohliches Uroabdomen, das durch Austritt von Urin in den Bauchraum entsteht. In der Kontrastmitteldarstellung der ableitenden Harnwege zeigten sich Hinweise auf einen Harnröhrenabriss im Beckenkanal. „Bei Charly war es besonders schwierig, die Harnröhrenverletzung genau zu lokalisieren, weil sie sehr weit hinten im Beckenkanal lag. Das konnten wir nur durch eine so genannte Beckensprengung darstellen, bei der der knöcherne Beckenring von bauchwärts eröffnet wird“, erklärt Chirurgin Dr. Vera Morbach, die den heiklen Eingriff durchführte. Die Harnröhre zu „flicken“ oder zu rekonstruieren, war in Charlys Fall leider nicht möglich. Daher legte die Tierärztin Charly einen künstlichen Harnausgang. Mediziner nennen das präpubische Fistel. Dabei zieht die Harnröhre nicht mehr durch den Beckenkanal, sondern wird aus der Bauchhöhle heraus an die Haut der Bauchdecke genäht. Die OP verlief gut, doch nach seiner Entlassung hatte Charly mit Komplikationen zu kämpfen und musste wieder stationär aufgenommen werden. Der Kater vertrug die Harnblasenmedikamente nicht gut. Bis er auf die richtige Dosierung eingestellt war, dauerte es einige Zeit. Währenddessen hatte Charly immer mal wieder Probleme beim Wasserlassen und brauchte regelmäßig Unterstützung, um seine Blase zu entleeren. Knapp drei Wochen lang war er daher mehrfach mit kurzen Unterbrechungen in Obhut unseres Stationsteams. Am Ende wurde alles gut. „Heute geht es Charly bestens“, ist seine Halterin glücklich. Er kann eigenständig Urin absetzen, ist kontinent und putzt sich wieder gern. Nur Autos sind ihm nicht mehr geheuer.
