Unterschätze Gefahr für Seniorenkatzen
Wussten Sie, dass Bluthochdruck nicht nur Menschen betrifft, sondern auch Katzen dauerhaft unter erhöhtem Blutdruck leiden können? Vor allem im Alter steigt das Risiko deutlich. Besonders dramatisch: Wie beim Menschen verläuft auch bei den Stubentigern ein erhöhter Blutdruck meist lang unbemerkt, kann aber zu schweren Folgeschäden führen – bis hin zur plötzlichen Erblindung.
Bei Katze Cleo ging alles sehr schnell: Erst Erbrechen, dann plötzlicher Sehverlust. Die zwölfjährige Katze wirkte desorientiert und reagierte kaum noch auf Bewegungen oder Ansprache. Tierärztin Dr. Natalie Sindern diagnostizierte bei diesem Notfall in der Tierklinik Ismaning eine durch Bluthochdruck verursachte Netzhautschädigung (Hypertensive Retinopathie).
Cleos Blutdruck lag bei dramatischen 250 mmHg. Schon Werte über 160 mmHg gelten als kritisch. Nur durch die sofortige Gabe des Blutdrucksenkers Amlodipin konnte eine vollständige Erblindung verhindert werden. Laut ihrer Besitzerin hat sich Cleo inzwischen gut erholt, die Sehfähigkeit ist zumindest teilweise stabil geblieben. Dieses Beispiel zeigt eindrücklich: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind bei Bluthochdruck entscheidend.

Bluthochdruck bei Katzen zunächst oft Symptomlos
„Bluthochdruck verläuft bei Katzen zunächst aber auch oft symptomlos. Das macht ihn so tückisch“, betont Dr. Sindern. Deshalb empfiehlt sie den Blutdruck bei Katzen ab etwa sieben Jahren jährlich zu messen – am besten im Rahmen eines Gesundheitschecks mit Blutbild, Nierenwerten und ggf. Schilddrüsenprofil.
Besonders bei erhöhten Nierenwerten ist die Messung wichtig, da Bluthochdruck sowohl Ursache als auch Folge von Nierenerkrankungen sein kann. Auch andere Erkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes oder bestimmte Augenerkrankungen stehen häufig in engem Zusammenhang mit Bluthochdruck.
Kreislauf- oder neurologische Symptome wie Gleichgewichtsstörungen oder Verhaltensänderungen können außerdem auf Bluthochdruck hinweisen. Zur Abklärung gehören eine gründliche Anamnese, eine Augenhintergrunduntersuchung und entsprechende weiterführende Diagnostik.

Stressfreie Untersuchung im speziellen Katzenzimmer
In unserer Klink wird beim Blutdruckmessen auf eine besonders stressarme Umgebung für die Katzen geachtet: Die Messung erfolgt in einem speziell eingerichteten, katzenfreundlichen Raum – ruhig, hundefrei und abseits des Trubels.
Die Katze darf sich dort zunächst 10 bis 15 Minuten beruhigen und akklimatisieren. Erst danach erfolgt die Blutdruckmessung – in der Regel mindestens fünfmal hintereinander, um verlässliche Werte zu ermitteln. Die Anwesenheit der Bezugsperson sorgt zusätzlich für Entspannung.
Auf diese Symptome sollten Katzenbesitzer*innen achten:
Wann Blutdruck bei Katzen messen lassen?
Laut den ISFM-Leitlinien zur felinen Hypertonie sollte bei gesunden Katzen ab einem Alter von sieben Jahren routinemäßig der Blutdruck gemessen werden. Bei Risikopatienten wie Katzen mit chronischer Nierenerkrankung, Hyperthyreose oder Diabetes mellitus sollte die Blutdruckmessung bereits bei Diagnosestellung erfolgen und regelmäßig (alle drei bis sechs Monate) wiederholt werden. Bei bereits behandelten hypertensiven Katzen sind engmaschige Kontrollen (alle ein bis zwei Wochen, später alle drei Monate) empfohlen.
Wie wird Bluthochdruck behandelt?
Wird ein erhöhter Blutdruck festgestellt, hängt die Therapie von der Höhe der Werte und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab. In der Regel erfolgt die Behandlung mit Amlodipin, einem Calciumkanalblocker. Die Dosierung orientiert sich an anerkannten Leitlinien und wird individuell angepasst. Bei stark erhöhtem Blutdruck kann eine höhere Anfangsdosis nötig sein. Nach Beginn der Therapie wird der Blutdruck nach ein bis zwei Wochen erneut kontrolliert.