Wenn Brady sein Herrchen heute auf der morgendlichen Laufrunde begleitet, glaubt man kaum, dass sein Leben vor Kurzem noch auf Messers Schneide stand. Mehrere Tage war nicht klar, ob der fünf Jahre alte Rüde die Folgen einer Magendrehung überleben würde.
Brady wurde bereits bei hochgradig reduziertem Allgemeinbefinden vorgestellt, er war in Seitenlage, nicht ansprechbar und sein Bauch war enorm aufgegast – es bestand der klinische Verdacht auf eine Magendrehung; somit war schnelles, zielgerichtetes Handeln notwendig. Bradys Magen wurde mit einer Nadel durch die Haut punktiert. Das Legen eines venösen Zugangs war auf Grund der äußerst schlechten Kreislaufsituation nicht möglich, auch Zeit für eine Röntgenaufnahme blieb nicht, denn noch auf dem Untersuchungstisch erlitt Brady einen Herzstillstand. Unsere Ärzte reagierten binnen Sekunden: Brady erhielt eine Herzdruckmassage, wurde intubiert und beatmet. Die erste Dosis des Notfallmedikaments Atropin erhielt er intratracheal, nach Etablierung eines venösen Zugangs in der Halsvene konnte er Epinephrin und adäquate Schocktherapie erhalten. Nach etwa fünf Minuten hatte er wieder einen eigenen Herzschlag, nach etwa zwei weiteren Minuten atmete er wieder selbstständig.
Doch die Zeit drängte, wenn überhaupt, konnte nur eine OP Brady retten. Bei dem Eingriff musste unsere Chirurgin Judith Führer den Bauchraum des Hundes öffnen. Sie verlagerte den um 180 Grad gedrehten Magen vorsichtig zurück, entleerte und spülte ihn mit einem Schlauch, den sie durch die Speiseröhre bis in den Magen schob.
Trotz der schlechten Ausgangslage überstand der Rüde die OP. „Doch sein Zustand war nach wie vor extrem kritisch“, sagt die Tierärztin. „Sein halber Magen war bereits dunkelviolett verfärbt. Das war zu viel, um das betroffene Gewebe zu entfernen. Wir konnten also nur hoffen, dass die Zellen sich erholen und nicht vollständig absterben würden.“ Brady bedurfte auch nach der OP noch intensivmedizinischer Betreuung und engmaschiger Überwachung. Der Hund erwies sich aber als Kämpfer. Bereits am Tag nach der OP war er fit genug, um Gassi zu gehen und nahm eigenständig Futter auf. Der positive Trend setzte sich in den beiden folgenden Tage fort, seine Vitalparameter waren unauffällig und sein Allgemeinbefinden besserte sich deutlich, so dass er sogar an Heiligabend nach Hause entlassen werden konnte. „Ein schöneres Weihnachtsgeschenk hätte man uns nicht machen können“, sagt sein Halter.