Neulich in der Tierklinik Ismaning: Mischlingshündin Lara, 20 kg schwer, wird nach einem Autounfall eingeliefert. Noch während der Erststabilisierung erleidet sie einen Herzstillstand. Unsere Tierärzt*innen greifen sofort ein: Parallel zur Herzdruckmassage wird Lara intubiert und beatmet. Währenddessen koordiniert sich das Reanimationsteam: Die Reihenfolge der Wechsel nach zwei Minuten Herzdruckmassage und Zuständigkeiten bezüglich Medikamentenverabreichung und Monitoring werden abgesprochen. Eine Viertelstunde später hat das Team Lara zurück ins Leben geholt.
Das Besondere an der Situation: Lara war keine echte Hündin, sondern eine hochmoderne Simulationspuppe. Neben der Simulation eines Pulsschlags und der Möglichkeit einen Venenzugang zu erhalten, ist auch eine realistische Intubation und Beatmung möglich. Das Reanimationsteam wiederum setzte sich aus Prüflingen eines RECOVER-Kurses zusammen. RECOVER ist eine US-Initiative, die erstmals evidenzbasierte Leitlinien zur Wiederbelebung von Hund und Katze formuliert hat. Durch diese Standards haben sich die Überlebenschancen der Tiere nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand deutlich verbessert.
Zur Praxisschulung in der Tierklinik zugelassen waren zwölf unserer Tierärzt*innen und eine Tiermedizinische Fachangestellte. Sie hatten zuvor in Eigenregie ein achtstündiges Webinar zu Physiologie und Praxis zu den Themen basic life support und advanced life support mit Prüfungen abgeschlossen. Um die Zertifizierung als Rescuer zu erhalten, mussten sie jetzt das Gelernte noch unter Live-Bedingungen trainieren.
Wie bei einer echten Reanimation war Dummy Lara so verkabelt, dass man auf einem Bildschirm das EKG und den CO2-Gehalt der Ausatemluft ablesen konnte. Gesteuert wurden die Werte von Kursleiter Hendryk Fischer. Er ist einer von 12 zertifizierten RECOVER-Wiederbelebungsexperten mit Lehrbefugnis in Deutschland und war bis vor Kurzem Oberarzt bei uns. Kommentarlos variierte er immer wieder die Werte. So konnte er den Teilnehmern Feedback geben und prüfen, ob das Team die richtigen Schlüsse zog und z.B. Medikamente richtig dosierte oder eventuell eine Defibrillation durchführte. „Die Situation war jedes Mal so lebensnah, dass man fast vergessen hat, dass es sich nur um eine Simulation handelte“, erinnert sich Dr. Carolin Imbery, die wie die restlichen Teilnehmer am Ende des Tages das RECOVER-Zertifikat mit nach Hause nehmen konnte. Gratulation an alle. Für die Tierklinik bedeutet das: In jedem Klinikbereich arbeitet jetzt mindestens ein zertifizierter Lebensretter, der strukturiert nach den Leitlinien der RECOVER-Initiative ein Team organisieren und Patienten wiederbeleben kann.