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So wurden beispielsweise Sandmücken, an die die Leishmaniose gebunden ist, bereits entlang des Rheingrabens in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Die Erreger befallen die weißen Blutkörperchen. Die Krankheit selbst macht sich durch blasse Schleimhäute, Blutungsneigung, Fieber, Müdigkeit, vermehrter Durst, Hautveränderungen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Erbrechen, Lahmheit und Augenveränderungen bemerkbar. Oft fallen an den Ohrrändern, an der Schnauze und rund um die Augen die Haare aus. Verschiedentlich bilden sich Ekzeme, in deren Wundsekret der Erreger enthalten ist und auf den Menschen übertragen werden kann. Das Tückische: Manchmal bricht die Krankheit erst nach acht Jahren aus, wenn die Halter schon lange keinen Zusammenhang mehr zu einer Urlaubsreise herstellen. Eine vollständige Heilung ist nicht möglich; der Erreger kann nur durch eine lebenslange Medikation in Schach gehalten werden. Unbehandelt führt die Leishmaniose zum Tod.

Auch Haustiere sollten im Urlaub vor Infektionskrankheiten geschützt werden. Foto: Tomasz Zajda / stock.adobe.com

Der Klimawandel lässt in unseren Regionen nicht nur exotische Pflanzen wachsen. Mit Sonne und Hitze breiten sich auch nicht-heimische Zecken und Mücken aus, die hochinfektiöse Krankheiten übertragen. Mit den Parasiten rücken insbesondere Babesiose, Leishmaniose, Ehrlichiose oder Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) nach Mitteleuropa vor. Diese werden gerne als Mittelmeer- bzw. Reisekrankheiten bezeichnet, weil sie im europäischen Raum ursprünglich nur in mediterranen Urlaubsländern auftraten. Doch durch den boomenden Hundetourismus (Mitnahme von Hunden in den Urlaub, Import von Hunden) werden die gefährlichen Krankheitsüberträger, medizinisch Vektoren genannt, zunehmend nach Deutschland eingeschleppt.

Auch die Dirofilariose wird durch Stechmücken übertragen, die warme Regionen lieben. Sie infizieren das Tier mit Herzwurmlarven. Die Parasiten nisten sich in der Lungenarterie und dem Herzen ein und entwickeln sich dort zu 20 bis 30 Zentimeter langen Fadenwürmern und lösen die ersten Symptome (Husten, Atemnot) aus. (Eine andere Filarienart siedelt sich im Unterhautgewebe in Nacken, Oberschenkeln und Rumpf an.)

Auf der sicheren Seite sind Tierhalter, wenn sie ihrem Hund vor, während und nach dem Auslandsaufenthalt im Vier-Wochen-Rhythmus geeignete Entwurmungsmittel verabreichen. Denn die Wurmlarven brauchen mehr als vier Wochen, bis sie sich im Hund zu geschlechtsreifen Parasiten entwickelt haben. Ab dem Zeitpunkt bleibt bei starker Verseuchung nur die (riskante) wurmabtötende Injektionsbehandlung oder in Einzelfällen sogar eine Entfernung der Würmer bei einer Herzoperation.

Die Babesiose kann unbehandelt schnell tödlich enden. Die Erreger werden durch Auwaldzecken übertragen, befallen die roten Blutkörperchen und zerstören sie. Deshalb wird die Babesiose auch Hundemalaria genannt. Das Problem: Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit liegen nur wenige Tage, und Medikamente zur Behandlung von Babesiose sind in Deutschland nicht erhältlich. Auch die Tierklinik Ismaning muss sie für jeden Patienten einzeln über die internationale Apotheke besorgen. Das kann manchmal ein, zwei Wochen dauern. Eine Bevorratung des mitunter lebensrettenden Medikamentes ist von Amts wegen leider verboten.

Die Infektion mit Ehrlichiose erfolgt durch die braune Hundezecke. Der Erreger ist ein Bakterium, das die weißen Blutkörperchen befällt. Die Krankheit, die auch Zeckenfieber genannt wird, bricht nach 8 bis 20 Tagen Inkubationszeit aus. In der Akutphase der Erkrankung zeigen die Tiere ein reduziertes Allgemeinbefinden verbunden mit Fieberschüben, blassen Schleimhäuten, Blutungen, Apathie, Erbrechen und Atemnot. Wird die Infektion nicht behandelt, kann sich eine chronische Form entwickeln, die mit Blutungen und Ödemen, Abgeschlagenheit, Abmagerung, Milz- und Lymphknotenschwellung, Gelenkserkrankungen sowie neurologischen Störungen einhergeht.

Mit Antibiotika ist die Ehrlichiose relativ gut behandelbar, jedoch nicht immer heilbar.

Schutz durch Prophylaxe

Da diese neuen und vermehrt auftretenden Infektionskrankheiten nicht oder selten vollständig heilbar sind, kommt der Vorbeugung eine umso größere Bedeutung zu. Hierbei basiert die Prophylaxe auf vier Bausteinen:

Vektorprophylaxe (Medikament wirkt gegen die übertragenden Parasiten), Chemoprophylaxe (Medikament wirkt gegen die Infektionserreger an sich), Immunoprophylaxe (Impfung gegen den Infektionserreger) und Verhaltensratschläge.

In Europa relevante durch Parasiten
übertragene Krankheiten im Überblick

Erkrankung Betroffene Tierart Verbreitung Vektor Wichtigste Symptome Diagnosestellung Übertragbar auf den Menschen
Infektiöse canine zyklische Thrombozytopenie Hund Südeuropa, Osteuropa Braune Hundezecke Blasse Schleimhäute, Blutungsneigung, Augenentzündung Blutuntersuchung Einzelfälle
Babesiose Hund Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Großbrittanien, Süd- und Osteuropa Auwaldzecke, braune Hundezecke, gemeiner Holzbock Blasse Schleimhäute, Schwäche, rötlich oder orange verfärbter Urin Blutuntersuchung, Urinuntersuchung nein
Canine kardiale Dirofilariose (Herzwurmbefall) Hund,(Katze) Mittelmeerraum Stechmücken (Culicidae) Schwäche, Atemnot, Husten, blasse Schleimhäute Nachweis im Blut, Herzultraschall ja
Canine subkutane Dirofilariose (Fadenwurmbefall) Hund,(Katze) Mittelmeerraum, zunehmend auch in Deutschland Stechmücken (Culicidae) Juckreiz, Knoten in der Unterhaut, Hautentzündung Nachweis im Blut, pathohistologischer Nachweis im Gewebeschnitt ja
Canine monozytäre Ehrlichiose Hund,(Katze) Mittelmeerraum, nun Einzelfälle in Deutschland Braune Hundezecke Blutungsneigung, Lahmheiten, Husten, Atemnot, Müdigkeit, Fieber, Augenveränderungen Blutuntersuchung nein
Leishmaniose Hund, Katze Mittelmeerraum, Einzelfälle in Deutschland Sandmücken Lange symptomlose Inkubationszeit (bis zu 8 Jahre), blasse Schleimhäute, Blutungsneigung, Fieber, Müdigkeit, vermehrter Durst, Hautveränderungen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Erbrechen, Lahmheit, Augenveränderungen Blutuntersuchung, Urinuntersuchung, Organgewebeproben (Milz, Lymphknoten, Knochenmark, Haut) ja,insbesondere Menschen mit geschwächten Immunsystem

Unser Tipp: Melden Sie sich bitte zirka vier Wochen vor einem Urlaub ins südliche Ausland beim Tierarzt.

Von Tierärztin Dr. Martina Ascher

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