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Leider passiert es immer wieder: Der Hund schluckt Rattengift. Oft ist es ein ausgelegter Köder, manchmal eine vergiftete Maus. Je früher der Vierbeiner jetzt zum Tierarzt kommt, desto höher sind seine Überlebenschancen. Denn Rattengift hemmt die Vitamin-K-Synthese in der Leber und stört dadurch massiv die Blutgerinnung. Ohne Behandlung verblutet das Tier nach und nach innerlich.

Doch Rattengift ist besonders tückisch: Es wirkt nicht sofort, sondern zeitverzögert. Je nach Dosis können die ersten Symptome erst Stunden, oft Tage später auftreten. Oft lässt sich die Vergiftung daher erst im Nachhinein rekonstruieren, weil die Besitzer gar nicht bemerken, dass ihr Tier Gift gefressen hat. So wie bei Karra, dem achtjährigen pyrenäischen Hütehund. Der Halterin war zunächst nur aufgefallen, dass Karra etwas schlapp war, und hatte es auf deren Alter und die Sommerhitze geschoben. Als die Hündin Tage später Brechreiz, Würgen und trockenes Bellen entwickelte, wurde sie wegen Verdacht auf eine Mandelentzündung mit Antibiotika behandelt.

Allerdings verschlechterte sich Karras Zustand weiter, bis sie als Notfall bei uns auf Station aufgenommen werden musste. Wegen des Hustens wurde die Lunge durchleutet und siehe da: Das Röntgenbild zeigte einen verschatteten Lungenlappen, was eine Entzündung oder gar einen Tumor nahelegte. Doch als Dr. Susanne Sauter während der klinischen Untersuchung noch große Hämatome an Hals, Bein und in der Achsel entdeckte, stand der Verdacht auf Rattengift im Raum. „Solche Einblutungen in Unterhaut und Lunge sind typisch“, erklärt die Ärztin und ließ sofort die Blutgerinnung testen. Sie war kaum mehr messbar. Neben intensivmedizinischer Behandlung mit Inhalationen und schleimlösenden Mitteln verordnete Susanne Sauter eine hochdosierte Vitamin-K-Therapie, um die Gerinnungskaskade wieder in Gang zu setzen.

24 Stunden später gab es Entwarnung: Karras Blutgerinnung war wieder normal, und auch ihr Lungenlappen sah im Röntgenbild besser aus. Damit stand endgültig fest, dass Karra unter einer Cumarin-Intoxikation gelitten hatte. Leider hatte die Hündin als Folge der Einblutungen eine Anämie entwickelt. Sie brauchte immerhin keine Bluttransfusion, ihr Körper bekam die Blutarmut von allein in den Griff.

Wenige Tage später konnte Karra als gesund nach Hause entlassen werden. Wegen der langen Wirkdauer des Giftes im Körper des Patienten erhält sie jedoch noch drei Wochen lang Vitamin K.

 

 

 

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