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Eine Magendrehung ist ein absoluter Notfall. Nur wenige Stunden können zwischen Leben und Tod Ihres Hundes entscheiden. Denn wenn sich der Magen, der wie ein Beutel relativ locker zwischen Speiseröhre und Zwölffingerdarm im Oberbauch hängt, um seine eigene Achse dreht, werden Blutgefäße sowie Mageneingang und Magenausgang abgeschnürt. Verdauungsgase können nicht mehr entweichen, und der Magen bläht sich auf wie ein Ballon. Blut aus dem Hinterleib gelangt nicht mehr zurück zum Herzen, und es kommt zum Kreislaufschock. Nicht nur der Magen, auch andere lebenswichtige Organe wie Milz und Bauchspeicheldrüse – die Eingeweide werden bei der Drehung mitgezogen – können langsam absterben. Ohne sofortige OP stirbt das Tier qualvoll.

Ein Wettlauf mit der Zeit

Typisch für eine Magendrehung ist die im Röntgenbild zu sehende „Zipfelmütze“.

Selbst wenn Sie nur vermuten, dass Ihr Hund eine Magendrehung hat, sollten Sie ihn umgehend in die Klinik bringen – egal, ob Wochenende oder Mitternacht ist. Denn falls sich der Verdacht im Röntgenbild bestätigt, sinken die Überlebenschancen des Tieres mit jeder Stunde. Weil Magendrehungen am häufigsten abends bemerkt werden, also auf keinen Fall bis zum nächsten Morgen warten. Wir führen Operationen auch zu nachtschlafender Zeit durch.

Risikofaktoren

Vor allem mittelgroße und große Hunde mit einem tiefen Brustkorb neigen zur Magendrehung, also Rassen wie Deutscher Schäferhund, Rottweiler, Deutsche Dogge, Dobermann, Boxer oder Bernhardiner. Die Ursache für die Drehung des Magens ist bislang nicht geklärt. Häufiger wird berichtet, dass der Vierbeiner zuvor viel gefressen und dann gespielt hat. Aber auch bei nüchternen Hunden und solchen, die sich nach dem Fressen völlig ruhig verhalten haben, kann es zu einer Magendrehung kommen.

Ältere Hunde (ab fünf Jahren) sind eher gefährdet als junge, bei Riesenrassen steigt das Risiko bereits ab drei Jahren. Besonders achtsam müssen Sie sein, wenn Ihr Hund bereits eine Magendrehung hatte und bei ihm der Magen nicht – wie bei uns in der Tierklinik – operativ an der vorderen Bauchwand fixiert wurde: Er wird laut Statistik zu 80 Prozent erneut eine Magendrehung erleiden.

Symptome

Da die Drehung nicht in einem Akt passiert, sondern sich durch die zunehmende Aufgasung des Magens verstärkt, beginnen die Symptome zunächst unspezifisch. Der Hund wird unruhig, beginnt hin und her zu laufen. Der Kopf hängt tief, der Rücken ist gekrümmt. Ständig wechselt das Tier zwischen Gehen, Liegen und Stehen die Position. Der Hund versucht zu erbrechen. Doch weil die Speiseröhre am Mageneingang zugeschnürt ist, würgt er nur Schaum hervor. Sollte er jetzt etwas trinken, wird er die Flüssigkeit bald wieder von sich geben. Im weiteren Verlauf wird der Bauch zunehmend rundlicher und gespannter und hart wie eine Trommel. Schließlich verschlechtert sich der Allgemeinzustand des Tieres immer mehr, Unruhe, Hecheln und Würgen gehen über in Apathie und Schwäche. Die Mundschleimhaut wirkt weiß und fahl. Irgendwann kann sich der Hund nicht mehr aufrichten, verbleibt in Seitenlage und stirbt schließlich durch den Kreislaufschock.

Zunehmende Unruhe, starker Speichelfluss, blasse Mundschleimhaut und unproduktives Erbrechen sind Anzeichen für eine Magendrehung. Ein aufgeblähter Bauch ist zwar ein typisches Zeichen, aber im Frühstadium nicht immer eindeutig.

Prophylaxe

Es wird überall davor gewarnt, Hunde mit vollem Magen toben oder spielen zu lassen. Doch ob diese Vorsichtsmaßnahme vor einer Magendrehung schützt, ist nicht erwiesen. Denn Hunde können auch nüchtern eine Magendrehung erleiden. Die einzige echte Prophylaxe ist das Annähen des Magens an der Bauchwand.

Notoperation

Sobald die Diagnose mit Hilfe einer Röntgenaufnahme feststeht, legen wir möglichst rasch an einer oder beiden Vorderbeinen einen Venenzugang, über den wir zur Schockbekämpfung Infusionen „im Schuss“ in die Blutbahn verabreichen. Bei sehr stark gespanntem Bauch stechen wir mit einer feinen Nadel in den Magen, um Verdauungsgase abzulassen. Danach geht’s dem Hund meist schon besser. Bei der Operation wird der Bauch geöffnet, der gedrehte Magen zurückverlagert und mit einem Schlauch, den wir durch die Speiseröhre bis in den Magen schieben, entleert und gespült. Manchmal sind einzelne Abschnitte der Magenwand abgestorben, die wir dann einstülpend vernähen. Vereinzelt ist auch die Milz durch den Stopp der Blutzufuhr abgestorben, so dass auch sie entfernt werden muss. Um einer erneuten Magendrehung vorzubeugen, befestigen wir Teile der Magenwand an der Bauchwand (Gastropexie).

Prognose

Während in den vergangenen Jahrzehnten fast jeder zweite Hund wegen eines fast vollständig abgestorbenen Magens während der Operation eingeschläfert werden musste oder die Narkose wegen des schweren Schockverlaufes nicht überlebte, hat sich heute die Überlebensrate deutlich gebessert, wenn der Hund rechtzeitig in der Klinik vorgestellt und schnell gehandelt wird. Doch leider sterben immer wieder auch Hunde während und nach der Operation, bei denen alles richtig gemacht wurde.

Nach der OP

Selbst nach erfolgreicher OP ist die Krankheit noch nicht für jeden Hund ausgestanden. Manchmal kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, die wir in der Regel gut behandeln können. Bei uns werden die Tiere daher noch einige Tage auf der Station überwacht. Bei sehr günstigem Verlauf dürfen die Hunde meist schon am Folgetag fressen und können vielleicht schon nach Hause entlassen werden.

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