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Bei einem Lebershunt, auch portosystemischer Shunt („shunt“ = Verbindungs-Gefäß) genannt, handelt es sich um eine Gefäßanomalie, über die das Blut aus der Pfortader, die das Blut des gesamten Magen-Darm-Traktes transportiert, unter Umgehung des Lebergewebes direkt zur Hauptvene fließt. Diese wiederum führt direkt zum Herzen. Weil das Blut nicht durch die Leber strömt und dort gefiltert und „entgiftet“ wird, bevor es übers Herz in den Kreislauf gepumpt wird, kommt es zu einer schleichenden Vergiftung.

Kurzschluss zwischen Darm und Herz

Lebershunts beim Tier sind in der Regel angeboren (kongenitaler portosystemischer Shunt) und kommen einzeln vor (singulär). Doch auch verschiedene Lebererkrankungen wie z.B. eine Zirrhose können die Gefäßanomalie hervorrufen, man spricht dann von erworbenen Lebershunts, wobei sich in diesen Fällen meist mehrere kleine Gefäße bilden (multiple Shunts). Außerdem kann der Shunt innerhalb (= intrahepatisch) und außerhalb der Leber (= extrahepatisch) liegen.

Die Verdachtsdiagnose stellen wir in der Regel durch Labortests sowie eine Ultraschall- und Röntgenuntersuchung. Bestätigt wird die Diagnose dann durch eine Kontrastmitteldarstellung des betroffenen Gefäßes im Röntgen (Angiographie) oder durch eine Kontrastmittel-Computertomographie. Hierdurch wird zudem geklärt, welches Gefäß und in welchem Ausmaß dies betroffen ist (Gefäßkaliber), um die Art der OP planen zu können.

Von angeborenen und intrahepatischen Shunts sind vor allem große Hunderassen wie Irischer Wolfshund, Bernhardiner, Labrador Retriever, Australian Shepherd, Australian Cattle Dog und altenglischer Schäferhund betroffen. Kleine Rassen wiederum tendieren eher zu extrahepatischen Shunts. In erster Linie kommen sie bei Yorkshire Terrier, Cairn Terrier, Jack Russel Terrier, dem Schnauzer, Pudel und Malteser vor.

Häufig fallen die Symptome bereits beim Welpen auf.  Foto: Rita Kochmarjova / stock.adobe.com

Symptome

Weil bei einem Lebershunt, der das Lebergewebe umgeht, das Blut aus den Bauchorganen größtenteils nicht verstoffwechselt und entgiftet wird, zirkulieren die Gift- und Abfallstoffe im ganzen Körper. Zwei dieser Toxine, nämlich Gallensäuren und Ammoniak, verursachen die Hauptprobleme.

Meist gehen Lebershunts mit Verhaltensänderungen, Störungen des Stoffwechsels und des Magen-Darm-Traktes einher.

Die Symptome sind sehr vielfältig, und nicht jeder Hund leidet unter allen.

  • Lethargie: Tier ist sehr träge, wird schnell müde, schläft viel (insbesondere nach dem Fressen)
  • Erbrechen, Durchfall
  • starker Durst, häufiges Urinieren, Harnwegsinfekte, Harnsteine
  • Wachstumsstörungen: Tiere bleiben hinter Wurfgeschwistern zurück
  • schwache Muskelentwicklung
  • neurologische Ausfälle: Gang- und Koordinationsstörungen, torkeln wie betrunken, epilepsieartige Krampfanfälle, Orientierungslosigkeit, scheinbare Blindheit, Nichtreagieren auf Ansprache, Pressen des Kopfes an Gegenstände

Häufig, aber nicht immer, fallen die Symptome bereits im Welpenalter auf. Betroffene Tiere sind oft kleiner als ihre Wurfgeschwister. Bei einem kleinen Shuntgefäß tauchen Symptome mitunter auch erst Jahre später auf.

Therapie

Betroffene Tiere stabilisieren wir in der Regel mit Diät und Medikamenten. Ziel ist, die Giftstoffe im Blut zu verringern und damit die klinischen Symptome in den Griff zu bekommen. Meist verbessert sich der Zustand des Hundes durch eiweißarmes Futter sofort. Hintergrund: Beim Abbau von Eiweiß entsteht im Darm der Giftstoff Ammoniak, der vor allem für die neurologischen Ausfälle verantwortlich ist. Ammoniaktests (Nüchternwert-Messung), wie wir sie durchführen, eignen sich daher gut zur Diagnose von Lebershunts.

Durch spezielle Lactuloselösungen können wir zudem den pH-Wert im Darm verändern und die Resorption von Giftstoffen ins Blut reduzieren.

Wenn die Symptome durch eine passende Diät nicht abklingen, ist auch die Gabe von Antibiotika angezeigt. Die Medikamente greifen die toxinproduzierenden Bakterien im Darm an.

Heilung nur durch OP

Lebenslange Diät und medikamentöse Therapie kommen jedoch nur für etwa die Hälfte der Patienten mit Lebershunt in Frage. Allen anderen Tieren hilft langfristig nur ein chirurgischer Eingriff, bei dem der Shunt geschlossen wird.

Oft kann der Lebershunt allerdings nicht auf einmal verschlossen werden, weil sich die unterentwickelte Leber erst wieder an den vermehrten Blutdurchfluss gewöhnen muss. Durch bestimmte OP-Methoden erreichen wir einen langsamen Gefäßverschluss. Manche Tiere müssen wir auch nach zwei, drei Monaten nochmal operieren.

Wird die Operation früh genug (also vor dem Auftreten irreversibler Schäden vor allem des Gehirns) durchgeführt, ist die Prognose vor allem bei singulären extrahepatischen Shunts ausgezeichnet. Normalerweise erholt sich die Leber innerhalb von zwei bis vier Monaten und wächst wieder. Die Tiere haben eine normale Lebenserwartung und sind gesund.

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