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Viele Lebensmittel, die wir Menschen vertragen, sind für unsere vierbeinigen Freunde pures Gift. Leider ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, Tiere wüssten, „was gut für sie sei“ und was sie bedenkenlos fressen können. Jede Woche werden bei uns ein bis zwei Notfallpatienten eingeliefert, die von Verbotenem genascht haben. Häufig kannten ihre Besitzer die Vergiftungsrisiken nicht. Die giftigsten Lebensmittel und Pflanzen für Hund und Katze haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Tierbesitzer sollten wissen: Diese Lebensmittel sind für ihren Schützling giftig. Foto: Monika Wisniewska / stock.adobe.com

Giftige Lebensmittel

Xylitol / Xylit

Der Zuckeraustauschstoff ist in vielen zuckerfreien Produkten enthalten. Etwa in Bonbons, Schokolade, Marmelade, Erdnussbutter, Diabetikerkuchen, aber auch in Globuli und Zahnpflege-Kaugummis. Der Mensch kann Xylitol, das auch Birkenzucker genannt wird, weil es ursprünglich aus der Rinde finnischer Birken gewonnen wurde, gut verstoffwechseln. Für Hunde, Kaninchen und Frettchen jedoch ist der Stoff extrem toxisch, so dass diese keinesfalls Lebensmitteln anknabbern dürfen, die mit Xylitol gesüßt sind. Sobald die Tiere Xylitol aufgenommen haben, schnellt die Insulinausschüttung in die Höhe, was zu einem starken Abfall des Blutzuckerspiegels führt. Zusätzlich kommt es zu schweren Leberschäden, die im Leberversagen enden können. Bereits relativ geringe Mengen Xylitol, nämlich 0,1g/kg Körpergewicht, können nach 20 bis 60 Minuten Vergiftungssymptome auslösen, etwa Schwäche, schwankender Gang, Seitenlage, Koma, Zittern, Krampfanfälle, Erbrechen, Durchfall und Herzrasen. Für einen fünf Kilo schweren Hund wäre die Aufnahme von 1,5 Kaugummis (ein Kaugummi enthält 0,3g Xylitol) oder 25 Globuli (ein Globulus enthält 0,02g) bereits lebensbedrohlich.

Walnüsse und Schwarznüsse

Die Nüsse selbst sind zwar nicht giftig, aber die grüne Fruchthülle, in der sie reifen, ist häufig von einem Schimmelpilz (Penicillium crustosum) befallen, der Mycotoxine bildet. Neben den tremorgenen (Muskelzittern auslösend) Substanzen Penitrem A bis F handelt es sich um das Gift Roquefortin C, das wie Strychnin wirkt. Um Vergiftungssymptome (möglich sind Erbrechen, Durchfall, Muskelzittern und Krampfanfälle) zu entwickeln, reichen bereits relativ kleine Mengen. Das Tückische daran ist, dass Hunde die Nüsse nicht fressen müssen, um sich zu vergiften. Es genügt, wenn sie die Nüsse ins Maul nehmen, zerkauen oder apportieren. Vorsicht: Gammelige Walnüsse können unsere Vierbeiner das ganze Jahr über im Garten finden, wenn man Eichhörnchen oder Blätterhaufen für Igel hat.

Wenn Hunde das Naschen nicht sein lassen: der Maulkorn als Fressschutz. Foto: krushelss / stock.adobe.com

Macadamianüsse

Die Nüsse sind nur für Hunde giftig. Die genaue Giftwirkung ist unbekannt, Symptome wurden ab einer Aufnahme von 0,7g/kg Körpergewicht beschrieben. Die betroffenen Hunde zeigen Apathie, Erbrechen, Muskelzittern, Schwäche der Hintergliedmaßen, Steifheit der Gliedmaßen und eine erhöhte Körpertemperatur. Labordiagnostisch lassen sich eine erhöhte Lipase, Triglyceride und alkalische Phosphatase finden.

Avocado (Persea americana)

Verschlucken Hunde einen Avocadokern, kann es zu einem Darmverschluss kommen. Ansonsten sind die Folgen für die Gesundheit umstritten. Fest steht, das sowohl der Kern als auch das Fruchtfleisch Persin enthalten. Dieser Inhaltsstoff kann beim Hund zu einer Herzmuskelzerstörung (Myokarddegeneration) führen. Das Fruchtfleisch enthält allerdings nur geringe Spuren an Persin, aber es ist sehr fetthaltig und kann deshalb bei empfänglichen Hunden Durchfall und eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen.

Schokolade

Eine Schokoladenvergiftung kann sich durch Krämpfe, Erbrechen und Herzrhythmusstörungen bemerkbar machen. Verantwortlich dafür ist das Alkaloid Theobromin, ein Inhaltsstoff der Kakaobohne, den Haustiere überhaupt nicht vertragen. Dunkle Sorten wie Bitter- oder Blockschokolade sind wegen ihres hohen Kakaogehalts daher besonders gefährlich. Vor allem für kleine Hunde und Katzen mit geringem Körpergewicht sind unter Umständen schon wenige Schoko-Stückchen lebensbedrohlich. Häufig erbrechen sich die Tiere nach dem Verzehr von Schokolade sofort heftig; in diesem Fall können sich die Symptome auf Angst und/oder Muskelzittern beschränken.

Erste Vergiftungssymptome mit Theobromin können bis zu zwölf Stunden nach dem Verzehr auftreten. Sobald der Stoff in die Leber gelangt ist, hemmt er die sogenannten Adenosinrezeptoren sowie die Phosphodiesterase. Die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin werden ausgeschüttet. Ab 20 mg Theobromin/kg Körpergewicht sind bei einem Hund Beeinträchtigungen zu erwarten. Milchschokolade enthält etwa 2,3 mg Theobromin pro Gramm, Bitterschokolade 16 mg, Kakaopulver 28,5 mg.

Thunfisch

Er enthält Quecksilber, das in größeren Mengen (ab etwa 100 Gramm Fisch) für Hund und Katze schädlich ist.

Therapie

Bei Vergiftungsverdacht müssen Maßnahmen ergriffen werden, um eine weitere Giftaufnahme ins Blut zu verhindern, bereits aufgenommenes Gift auszuscheiden und die vorhandenen Symptome zu reduzieren. Gegengifte (Antidots) gibt es nur in seltenen Fällen. Je früher die Tiere bei einem Tierarzt vorgestellt werden, desto besser sind die Chancen, eine Vergiftung unbeschadet zu überstehen.

Um eine weitere Giftaufnahme zu verhindern, kann medikamentös Erbrechen ausgelöst werden. Doch dies ist nur sinnvoll, wenn der Patient noch bei Bewusstsein ist. Bei reduziertem Bewusstsein oder Krämpfen müssen wir eine Magen-Darmspülung in Narkose vornehmen, um so viel Gift wie möglich aus dem Körper zu entfernen. Durch intravenöse Infusionen und entwässernde Medikamente wird anschließend die Ausscheidung über die Nieren gefördert.

Die Gabe von Aktivkohle kann bei vielen Giften ebenfalls helfen. Die Kohle ist hochporös und wirkt wie eine Art Schwamm. Mit ihrer großen inneren Oberfläche (ein Gramm Aktivkohle erreicht die Ausmaße von bis zu 2.000 Quadratmetern) kann die Kohle eine Vielzahl von Giften absorbieren. Bei den meisten Vergiftungen sind die ersten 48 Stunden am kritischsten. Wenn wir in diesem Zeitraum die Symptome in den Griff bekommen und das Tier schnell entgiften konnten, können die meisten Patienten nach Hause entlassen werden.

Am besten ist es jedoch, die Giftaufnahme zu unterbinden. Wenn der Hund im Freien gerne Unrat, Köder und andere Gegenstände frisst, kann man dies effektiv nur durch einen Maulkorb verhindern. Mittlerweile gibt es Maulkörbe in jeder Farbe und Form, und mit einem entsprechenden Training kann man Tiere gut daran gewöhnen. Alternativ kann ein Anti-Fresstraining in einer Hundeschule versucht werden.

Gemüse: Zwiebeln, Bärlauch, Knoblauch und Schnittlauch gehören zu den Lauchgewächsen und enthalten Sulfide, die auch für den charakteristischen Duft verantwortlich sind. Bei Hund und Katze führen die schwefelhaltigen Inhaltsstoffe allerdings zu einer Zerstörung der roten Blutkörperchen (Hämolyse). Bereits geringe Mengen der Würzpflanzen können zu Erbrechen, Durchfall, der hämolytischen Anämie (Blutarmut), erhöhter Atem- und Pulsfrequenz und  – unbehandelt – zum Tod führen. Dennoch mischen immer noch Tierbesitzer ihren Vierbeinern Knoblauch ins Futter, um sie vor Zecken zu schützen. Ein ebenso fataler wie hartnäckiger Irrglaube.

Giftige Pflanzen

Katzen knabbern im Freien und in der Wohnung häufig an Pflanzen herum. Das kann böse enden. In Tierhaushalten sollte man auf Efeu, Dieffenbachie, Weihnachtsstern, Stechpalme, Christusdorn, Gummibaum, Maiglöckchen, Eibe, verschiedene Kakteen, Amaryllis und Begonien daher verzichten. Diese Pflanzen sind giftig für die Tiere. Mal sind es die Beeren, mal die Säfte, mal die Blätter.

Doch ob Freigänger oder Stubentiger: Frisches Gras – beispielsweise in einer flachen Schale gezogen – ist für alle Katzen wichtig, um Haare, die sie beim Putzen verschluckt haben und die sich im Magen zusammenballen, wieder hervorwürgen zu können.

Erwachsene Hunde interessieren sich normalerweise nicht für Pflanzen, anders dagegen Hundewelpen. Auch bei ihnen sollten die Besitzer darauf achten, dass sie keine Blumen oder andere Gewächse verschlucken.

Rosinen, Weintrauben

Immer wieder wurden bei Hunden und Katzen schwere, teils tödliche Vergiftungen durch Weintrauben oder Rosinen beobachtet. Bisher ist unklar, welche Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sind und warum nicht jedes Tier mit Symptomen wie Erbrechen, Schmerzen, Durchfall, vermindertem Urinabsatz bis hin zum Nierenversagen auf die Früchte reagiert. Eine genetische Disposition scheint ursächlich zu sein. Vorsichtshalber sollten Besitzer ihre Tiere von Weintrauben und Rosinen fernhalten.

Rohes Schweinefleisch

(Wild-)Schweine sind der Hauptwirt des Aujestzky-Virus, wobei (Jagd-)Hunde sich durch das Fressen von rohem Schweinefleisch infizieren können. Bei ihnen verläuft die Virusinfektion – mit Gehirn-und Rückenmarksentzündung – immer tödlich. Die meisten Hunde sterben binnen 48 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome. Auch Katzen können sich anstecken, Menschen nicht.

Von Internistin Dr. Julia Llewellyn

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