Bei Durchfall und Erbrechen im Jungtieralter liegt der Verdacht auf Darmparasiten nahe. Fast alle Welpen leiden darunter. Anders als oft vermutet kommen bei Hund und Katze jedoch nicht Würmer, sondern so genannte Giardien am häufigsten vor. Diese kleinen Einzeller leben im Dünndarm ihrer Wirte und vermehren sich dort. Mit dem Kot werden sie als Zysten in großen Mengen über einen Zeitraum von vier bis fünf Wochen ausgeschieden. Die Zysten haben eine sehr widerstandsfähige Hülle, die sie vor Umwelteinflüssen wie Kälte und Nässe schützt. Daher sind sie in Wasser oder feuchtem Boden zwei bis drei Monate infektiös.
Laut einer Studie sind in Deutschland bis zu 70 Prozent der Welpen und Junghunde und sogar 75 Prozent der Katzenwelpen mit Giardien infiziert. Bei erwachsenen Hunden liegt die Durchseuchung selbst unter guten Haltungsbedingungen noch bei bis zu 10 Prozent.
Hochinfektiöse Durchfallerkrankung
Die Tiere stecken sich mit „Giardia duodenalis“, der weltweit verbreitetsten Art, über Kot, verunreinigtes Futter oder Trinkwasser sowie den Kontakt zu erkrankten Tieren an, etwa indem sie sie ablecken. Ein Gramm Kot kann bis zu 10 Millionen infektiöse Zysten enthalten. Für eine Infektion reichen bereits 10 Zysten aus.
Nach der Aufnahme lösen sich die Zysten im Darm auf und geben zwei so genannte Trophozoiten frei, diese heften sich im Dünndarm an die Zellen der Schleimhaut und vermehren sich dort. Das Darmepithel wird dabei mechanisch geschädigt, die Nährstoffaufnahme aus dem Speisebrei ist gestört. Das heißt, die befallenen Tiere magern ab, obwohl sie gut fressen. Im Endarm entstehen dann aus den Trophozoiten wieder Zysten.
Typische Symptome bei erkrankten Welpen und jungen Tieren sind wiederkehrende Durchfälle, wobei der Kot hell, schleimig und übelriechend ist, eventuell blutig. Selten kommt es zu Erbrechen. Akute Erkrankungen können nach einer Woche ausheilen. Chronische Verläufe können sich allerdings über Monate hinziehen und benötigen einen strikten Hygieneplan (siehe weiter unten).
Ausgewachsene Tiere haben häufig keine klinischen Symptome. Dennoch scheiden sie Zysten aus und sind eine Ansteckungsquelle für andere Tiere und – den Menschen. Denn die Giardiose gehört zu den so genannten Zoonosen, also jenen Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können.
Strenge Hygiene verhindert Rückfall
Ob ein Hund an Giardien leidet, kann der Tierarzt nur durch eine Kotuntersuchung feststellen. Für die Laboranalyse müssen die Halter drei aufeinander folgende Kotproben in Walnussgröße sammeln. Diese sollten nicht älter als drei Tage sein und bis zur Abgabe kühl gelagert werden. Wegen des hohen Infektionsrisikos (auch für Menschen) raten wir, den Vierbeiner bei positivem Befund auf alle Fälle zu therapieren. Leben mehrere Tiere in einem Haushalt, sollten alle gleichzeitig behandelt werden.
Zur Giardiose-Therapie sind in Deutschland die Präparate Fenbendazol und Metronidazol zugelassen. In der Regel können die Patienten durch mehrtägige Gaben von Fenbendazol und entsprechende Hygienemaßnahmen (z.B. Kot einsammeln, Fell einshampoonieren, Näpfe desinfizieren) therapiert werden. Das Antibiotikum Metronidazol versuchen wir, wenn möglich, zu vermeiden, da es das Mikrobiom des Darms nachhaltig negativ beeinflussen kann.
Um eine Reinfektion zu vermeiden, sollten Tierhalter während der Behandlungszeit auf strengste Hygiene achten.
- Kot einsammeln und entsorgen. Katzentoilette täglich reinigen
- hochfrequentierte Hundewiesen meiden
- Fress- und Wassernäpfe täglich am besten mit kochendem Wasser ausspülen
- Verunreinigte feste Böden mit Dampfstrahler (heißer als 60 Grad) reinigen und desinfizieren
- Tiere täglich gründlich säubern, im besten Fall shampoonieren, mindestens die Pfoten und den Urogenitalbereich
- Tiere von Spielplätzen und Sandkästen fernhalten
- Decken regelmäßig so heiß wie möglich waschen
- Spielzeug sorgfältig reinigen
- Geeignete Desinfektionsmittel sind Endosan Forte und Neopredisan