Ein Kausnack an einem Samstagabend im Januar 2025 drohte für die Labradorhündin Gia zum lebensbedrohlichen Notfall zu werden: Die achtjährige Hündin zeigte nach dem Fressen eines getrockneten Rinderohrs, das sie schon so oft zur Belohnung bekommen hatte, Unruhe und erbrach sich mehrfach.
Weil es Gia rapide schlechter ging, zögerten die Besitzer nicht und fuhren noch in der Nacht auf Sonntag zum Notdienst in die Tierklinik Ismaning, wo sie Tierärztin Sabine Gigl gegen 23 Uhr in Empfang nahm.
„Bei der ersten Untersuchung war Gia äußerst aufgeregt. Wir konnten sie schwer untersuchen, der Bauch war angespannt und Gia verweigerte Futter und Wasser, womit wir die Schluckfunktion hätten testen können. Deshalb gab es zunächst keinen eindeutigen Befund“, erinnert sich die Tierärztin des Notdienstes an Gia.

Behandlung unter Zeitdruck: Röntgen und Endoskopie
Aufgrund der Vorgeschichte entschied sich Tierärztin Sabine Gigl nach Absprache mit den Besitzern für eine Röntgenuntersuchung, um nach Hinweisen für einen möglicherweise steckengebliebenen Fremdkörper zu suchen. Die Aufnahmen zeigten eine auffällige, helle, verwaschene Stelle hinter dem Herzen. „Unser Verdacht erhärtete sich, dass das Rinderohr in der Speiseröhre steckt“, so Gigl.

Eine auffällige, helle, verwaschene Stelle hinter dem Herzen bestätigt den Verdacht, dass ein Fremdkörper in der Speiseröhre steckt.

Nach der erfolgreichen Endoskopie: Fremdkörper entfernt, keine Hinweise auf Verletzungen der Speiseröhre.
Jetzt musste schnell Klarheit geschaffen werden. „In so einem Fall zählt jede Minute“, erklärt die Tierärztin: „Je länger der sehr schmerzhafte Fremdkörper festsitzt, desto größer wird durch den Druck auf die Speiseröhre auch das Risiko für schwere Gewebe- und Folgeschäden. Zusätzlich besteht beim Entfernen auch die Gefahr eines lebensgefährlichen Risses der Speiseröhre.“
Gemeinsam mit dem Narkoseteam und der internistischen Oberärztin Lara Ißl, die aus der Bereitschaft in die Klinik gerufen wurde, startete das Team mitten in der Nacht eine Notfall-Endoskopie. „Dabei zeigte sich, dass ein großer Fremdkörper direkt vor dem Mageneingang festsaß“, erinnert sich Tierärztin Sabine Gigl, die Oberärztin Lara Ißl bei der Endoskopie unterstützte. Mehrere Versuche mit der endoskopischen Spezialzange waren nötig, um das sehr glitschige und handtellergroße Rinderohr zu greifen und vorsichtig zu entfernen.
Glück im Unglück: Keine OP notwendig, Speiseröhre heil
Nach der erfolgreichen Endoskopie zeigte sich die Speiseröhre vom Fremdkörper deutlich gereizt und gerötet. Es waren schon kleinere innere Blutungen sichtbar. Die abschließende Röntgenkontrolle bestätigte aber: Glücklicherweise keine Luft im Brustkorb, keine erkennbaren Risse in der Speiseröhre. Gia erhielt schmerzlindernde und magenschützende Medikamente und durfte schon am Sonntagmorgen wieder nach Hause.
Besitzerin Daniela Chalk steht der Schock noch ins Gesicht geschrieben: „Beinahe hätten wir unsere geliebte Gia verloren – nur weil wir ihr nichtsahnend, wie schon tausendmal zuvor – ein getrocknetes Rinderohr zum Kauen gaben. Wir sind den Tierärzten der Tierklinik Ismaning so dankbar, dass sie unsere Gia retten konnten. Ich hoffe, dass andere Hundebesitzer aus unserer Geschichte lernen und solche Kauartikel nicht mehr verfüttern.“
Tierärztlicher Rat: Hunde nie unbeaufsichtigt mit Kauartikeln lassen
Wenn ein Teil davon stecken bleibt, ist das ein klarer Notfall! In vielen Fällen leiden Hunde – anders als hier – zusätzlich unter Atemnot, wenn der Fremdkörper auf die Luftröhre drückt – rät Tierärztin Sabine Gigl.
Die wichtigste Vorsichtsmaßnahme: Hunde sollten stets beaufsichtigt werden, wenn sie einen Kauartikel bekommen. Zeigt ein Hund plötzlich auffälliges Verhalten, ist schnelles Handeln gefragt. Eine frühzeitige Untersuchung und Behandlung kann helfen, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

Kaum zu glauben, dass Gia dieses große Teil eines Rinderohrs überhaupt in einem Stück schlucken konnte.