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Das missgebildete Gefäß ist im 3D-Angio-CT gut sichtbar. Das eigentliche Lebergewebe ist kaum zu erkennen, weil es so schlecht durchblutet ist.

Wer die zweieinhalb Jahre alte Cleo heute herumtollen sieht, glaubt nicht, dass der Golden Retriever noch vor wenigen Wochen ständig müde war und unter Muskelschwund litt. „Schon als Welpe ging es ihr immer wieder schlecht und sie brauchte mehrmals Bluttransfusionen“, erinnert sich Cleos Halterin. Nach einer Fehldiagnose stand irgendwann die Ursache für die Beschwerden fest: ein angeborener Lebershunt. Dabei handelt es sich um eine Gefäßanomalie, über die das Blut aus dem Verdauungstrakt am Lebergewebe vorbei direkt zum Herzen strömt. Die Folge: Es kommt zu einer schleichenden Vergiftung, weil das Blut nicht in der Leber gefiltert und „entgiftet“ wird, bevor es im Körper zirkuliert. Bei sehr großen Shunts wie bei Cleo verspricht auf lange Sicht nur eine Bauch-OP Heilung, bei der das fehlgebildete Gefäß geschlossen wird. Die Tierklinik Ismaning mit Chefchirurg Dr. Klaus Zahn ist darauf spezialisiert.

Um Cleos Shunt exakt lokalisieren zu können, fertigte der Klinikchef ein 3D-Angio-CT von der Leber an. Mithilfe eines Kontrastmittels wurde dabei das Gefäßsystem der Bauchorgane detailgenau abgebildet (siehe Bild) und eine Fehlbildung im rechten Leberlappen sichtbar (Info: das eigentliche Lebergewebe ist kaum zu erkennen, weil es so schlecht durchblutet ist). Der Shunt war mit 13 Millimeter Durchmesser nicht nur sehr groß, sondern lag auch extrem ungünstig. Dementsprechend schwierig war die OP zwei Tage später. Fast fünf Stunden präparierte Dr. Klaus Zahn unter dem Mikroskop an den hauchdünnen Lebergefäßen vorbei, um zu dem Shunt zu gelangen. Am Ende hatte er drei chirurgische Fäden um das abnormale Gefäß gelegt, und in einem ersten Schritt vorsichtig einen „Ring“ zugezogen, um den Blutstrom zu drosseln.

„Auf keinen Fall darf man so große Shunts auf einmal schließen“, erklärt der Chirurg. „Sonst kommt es zu einem  Rückstau des Blutes im Darm und zum Tod.“ Schließlich muss sich die unterentwickelte Pfortader, die normalerweise das Blut aus dem Darm in die Leber leitet und dort verteilt, erst langsam an den zunehmenden Blutfluss anpassen. Drei Wochen später war es bei der Hündin so weit: Nachdem sich ihre Leber etwas erholt hatte, konnte Dr. Zahn in einer zweiten OP den Shunt weiter verengen. Auf einen erneuten Eingriff zur vollständigen Schließung wird der Chirurg eventuell verzichten können. Denn der dritte Faden, der wie ein Ring um das fehlgebildete Gefäß liegt, führt in den nächsten Monaten zu einer (gewollten) Bindegewebsreaktion mit Vernarbung, wodurch sich das eingeschnürte Shuntgefäß weiter verengt und der Blutfluss vollends über die Pfortader zur Entgiftung durch die Leber geleitet wird.

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