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BARF nennt man eine Ernährungsmethode, bei der Haustiere ausschließlich naturbelassenes Futter, also rohes Fleisch, rohen Fisch, frische Innereien und Knochen, erhalten. Meist wird die Nahrung noch um rohes Gemüse, Obst, Nüsse und kaltgepresste Öle ergänzt. Gekochte Lebensmittel oder konventionelles Industriefutter sind komplett vom Futterplan verbannt. Durch Barfen wollen Tierhalter die natürliche Ernährung von Wölfen und Wildhunden imitieren. Dieses Vorgehen soll der Gesundheitsprophylaxe der Tiere dienen. Das Kürzel BARF steht für „Biologisch artgerechtes rohes Futter“. Wobei nicht nur Hunde nach der Methode ernährt werden, sondern auch Katzen.

Doch die Rohfütterung birgt nach aktuellem Stand der Tierernährungsforschung Risiken, auf die wir im Folgenden aufmerksam machen möchten.

Generell gilt: Eine bedarfsgerechte Rohfütterung erfordert Kenntnisse in Tierernährung und Futtermittelkunde. Wenn sich ein Tierhalter also fürs Barfen entscheidet, raten wir, unbedingt einen spezialisierten Tierarzt zu konsultieren, der die Rationen berechnet und einen Futterplan erstellt.

Risiko Fehlernährung

  • Auch wenn die langfristigen Folgen des Barfens bislang kaum untersucht wurden, sehen viele Experten die Gefahr einer chronischen Fehlernährung. Zum Beispiel erhalten Hunde bei der Rohfütterung wegen des hohen Fleischanteils in den Rationen oft zuviel Protein. Gern verwendete Schlachtabfälle wie Lunge oder Euter bestehen zudem hauptsächlich aus Bindegewebe und sind dementsprechend schwer zu verdauen. Die Folge: Unverdautes Eiweiß gelangt in den Darm und kann dort Blähungen und Durchfall hervorrufen.
  • Eine chronische Überversorgung mit Eiweiß kann unter Umständen sogar Leber und Nieren schädigen. Bereits leber- und nierenkranke Tiere sollte man daher nicht barfen.
  • Zu viele Knochen führen zu Verstopfung. Foto: chronos7 / stock.adobe.com

    Auch die Verfütterung von rohen Knochen sehen die Experten skeptisch. Zwar brauchen gebarfte Tiere einen gewissen Knochenanteil als Calciumquelle, doch Vorsicht ist bei zu vielen Knochen geboten. Mehr als 10 Gramm Knochen pro Kilogramm Körpergewicht am Tag führen zu Verstopfung durch Knochenkot. Knochen vom Metzger splittern zudem oft, bleiben unter Umständen tief in den Zahnzwischenräumen stecken oder können Speiseröhre oder Magen perforieren. Auch können Zähne brechen, wenn der Hund Knochen zerbeißt. Experten raten, auf Knochenmehl, Eierschalen oder Algenkalk zurückzugreifen, um die Calciumversorgung sicherzustellen.

  • Sieht man sich Futterpläne an, entspricht häufig auch die Zufuhr an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen nicht dem Bedarf. Eine aktuelle Studie der LMU München, bei der 95 Barf-Futterpläne kontrolliert wurden, die Hundehalter eingesandt hatten, belegt dies. Insgesamt fielen in der Studie 60 Prozent der Rationen durch. Besonders die Calciumversorgung war kritisch zu sehen. Demnach konnten 10 Prozent der Hunde nicht einmal ein Viertel ihres Calciumbedarfs decken, weitere 10 Prozent nahmen dreimal mehr als benötigt zu sich, weil sie übertrieben viele Knochen erhielten. Auf 25 Prozent der Futterpläne standen weder Leber noch Gemüse, sie wiesen ein deutliches Vitamin A/β-Carotin-Defizit auf.
  • Welpen reagieren besonders empfindlich auf Nährstoffmängel. Junge Hunde zu barfen und gleichzeitig eine angemessene Mineralstoffversorgung sicherzustellen, halten Experten daher für riskant. Beispiel: Fürs Knochenwachstum muss ihr Futter ein Mehrfaches an Calcium enthalten wie das eines ausgewachsenen Hundes. Knochen zu verfüttern reicht dafür meist nicht aus, und eine Unterversorgung führt beim jungen Hund innerhalb weniger Monate zu Skelettproblemen.

Risiko Hygiene

Die Gefahr, dass sich die Tiere und Menschen über rohes Futter mit Parasiten und pathogenen Bakterien infizieren, ist gegeben. Das wurde durch Untersuchungen wiederholt belegt. Auch haben einige Studien in Gefrierfleisch und Fertigrohfutter, wie es oft in Onlineshops angeboten wird, einen ungewöhnlich hohen Keimgehalt nachgewiesen. Nicht selten wurden dabei auch multiresistente Salmonellen entdeckt. Allerdings gibt es noch keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise, dass sich Hunde durch Barfen vermehrt mit Salmonellen anstecken.

Risiko BARF-Profile

Viele tiermedizinische Labore bieten so genannte BARF-Profile mittels Blutanalyse an, um eine mögliche Fehlernährung aufzudecken. Dabei wird die Blutprobe des Tieres auf bestimmte Nährstoff-Konzentrationen untersucht. Meist werden Albumin, Calcium, Phosphor, Kupfer, Zink, Jod, Vitamin A und D gemessen. Doch Tierernährungsexperten halten die Befunde nur für bedingt aussagekräftig, da sie lediglich eine „Momentaufnahme“ sind und eine grundsätzliche Diagnose von Fehlernährungen gar nicht zulassen. So kann beispielsweise ein unauffälliges Barf-Profil eine gute Futterkalkulation glauben machen, obwohl sich gerade heikle Nährstoffwerte erst bei dauerhafter Fehlernährung verändern. Beispiel Calcium: Erhält der Körper zu wenig Calcium, setzt er den Mineralstoff aus den Knochen frei, um den Blutspiegel zu regulieren. Erhält er zuviel Calcium, scheidet er den Überschuss über die Nieren aus, womit eine Harnsteinbildung begünstigt wird. Und trotzdem liegt in beiden Fällen der Calciumspiegel im Referenzbereich.

Risiko ungeeignete Futtermittel

Etliche Futtermittel enthalten im Rohzustand schwer verdauliche oder nicht resorbierbare Inhaltsstoffe. Dazu gehören etwa Bohnen und bestimmte Fischsorten wie Hering, Makrele, Karpfen, Kabeljau, Hecht und Sardine. Sie müssen vor dem Verfüttern erhitzt werden. Auch rohes Eiweiß kann dem Hund auf Dauer schaden. Das darin enthaltene Protein Avidin bindet das Vitamin Biotin und verhindert seine Aufnahme in den Körper.

Andere Lebensmittel sind für Hunde regelrecht giftig und dürfen keinesfalls verfüttert werden. Dazu zählt unter anderem Knoblauch, das Tierhalter gerne als Antiparasitikum zugeben. Bereits geringe Mengen können zu Erbrechen, Durchfall, der hämolytischen Anämie (Blutarmut), erhöhter Atem- und Pulsfrequenz und  – unbehandelt – zum Tod führen.

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