Fast wäre Mylos junges Leben zu Ende gewesen, bevor es richtig begonnen hat. Die Kollision mit einem Auto hatte für den gerade mal vier Monate alten Babykater dramatische Folgen: Mit mehreren schweren Beckenfrakturen und einem Oberschenkelhalsbruch landete er als Notfall auf dem OP-Tisch von Dr. Anna Layer. Das war sein Glück. Das Becken konnte die erfahrene Orthopädin mit aller Vorsicht wieder manuell einrichten. Doch den Oberschenkelhals musste sie operativ stabilisieren, weil das Tier sonst seine Hüfte nicht mehr hätte bewegen können. So ein Eingriff ist an sich schon diffizil, doch bei Mylo kam erschwerend die geringe Größe hinzu. Der Oberschenkelhals des Welpen ist gerade mal zwei Zentimeter lang und nur sieben Millimeter dick. Das heißt: Das OP-Feld war gerade mal so groß wie eine Briefmarke.
Doch Dr. Layer gelang es, mit zwei 0,8 Millimeter dünnen Pins den Knochen wieder zu fixieren (siehe Röntgenbild). „Diese müssen perfekt positioniert sein, sonst hat die Katze ihr Leben lang Probleme“, erklärt die Chirurgin, die deshalb während des Eingriffs mit einem Röntgendurchleuchter arbeitete. Zwei Tage später durfte Mylo wieder nach Hause, wo er die nächsten Wochen in einem großen Katzenkäfig verbringen sollte. „Wegen der Beckenbrüche hat Frau Dr. Layer strikte Ruhigstellung verordnet“, erzählt die Katzenmama, die extra ihren Urlaub storniert hat, um Mylo fachgerecht zu versorgen. Dem Tier tut’s gut, auch wenn es schwer zu bändigen ist. Zwölf Tage nach der OP ist Mylo jedenfalls fast so munter wie eh und je. Bei regelmäßigen Kontrollen in der Klinik wird das weitere Wachstum seines Beckens kontrolliert, das nicht zu eng werden darf, um Kot abzusetzen. „Nach draußen in den Garten traut er sich aber nur, wenn ich mitgehe“, erzählt seine Halterin von den psychischen Folgen des Unfalls. „Ich glaube nicht, dass er jemals wieder allein die Straße überquert.“